Stadtschloß-Plane bringt kaum Geld

■ Bei der Sotheby's-Versteigerung war die Barock-Plastikplane kein Renner

Berlin (taz) – Wilhelm von Boddien, der norddeutsche Landmaschinenhändler, der Berlin nun schon seit fast zwei Jahren mit seiner Stadtschloßattrappe aus Plastik behelligt, pflegt eine nationalistische „Hauptstadt“-Großmäuligkeit. Ständig zitiert der Mann mit den Goldknöppen am Jackett hintereinanderweg Henry Ford, Klaus Hartung und Friedrich Karl Schinkel himself – und das alles nur zu dem einen Zweck: Das Hohenzollern-Schloß soll wieder her, und die Niederlage von 1945 sowie die 40 Jahre SED-„Terror“ möglichst schnell vergessen machen.

Nur „Besserwisser“, so Boddien, könnten sich dort in der Mitte der Mitte eine Art Centre Pompidou oder eine Sydney-Oper vorstellen. Doch die BerlinerInnen, die sich sowas ansonsten gerne einblasen lassen, ließen Boddien am Samstag schmählich im Stich. Bei der Versteigerung eines Drittels der bemalten Plastikplane durch Sotheby's (die für den Zweck des Wiederaufbaus gratis tätig wurden) kamen nur läppische 100.000 Mark zusammen. Die Käufer, meist mittelständische Unternehmer oder Einzelhändler, zeigten sich nur begrenzt Berlin-begeistert. Steckt die Rezession noch in den Knochen?

Fenster gingen am Samstag nachmittag für durchschnittlich 2.500 Mark weg, die großen Portale erreichten gerade mal die im Katalog angegebenen Preise von 12.000 bis 20.000 Mark. Am Ende zeigte sich Boddien dann auch bloß „zufrieden“. Sätze wie „Wir haben den Maßstab zurückgeholt, den Berlinern gezeigt, was sie verloren haben“, waren nicht mehr zu hören; das Geraune vom japanischen Super-Bieter längst verstummt.

Nun müssen wohl Verkäufe von Einzelfenstern und kleineren Plastikschnipseln die Summe einbringen, die noch fehlt, um die Kosten der zweijährigen Schloß-Aktion und der dazugehörigen Ausstellung zu bezahlen. 500.000 Mark sind noch offen.

Aus dem Ziel, mit der Versteigerung bereits einen Grundstock für den realen Wiederauffbau des 1950 von der DDR-Regierung gesprengten Schlosses zusammenzubekommen, wird wohl nichts. Aber der Neubau ist ja auch noch längst nicht beschlossen, selbst wenn Boddien, der sich selbst ständig als „verrückten Hund“ verkauft, schon so tut als ob: „Zwei Jahre Nachdenken sind genug!“

Für das weitere Nachdenken bis nach der Jahrtausendwende sollte sich Boddien gleich noch ein Dutzend dieser neuen Swatch-ähnlichen Armbanduhren mit dem Stadtschloß drauf zulegen. Die 127 Mark teuren Uhren (inklusive 20 Mark „Aufbau-Spende“) werden jetzt von seinem „Förderverein Berliner Stadtschloß“ vermarktet. Die quietschgelben Plastikdinger haben allerdings angesichts der Jahrhundertaufgabe recht wenig Grantie: bloß 12 Monate. kotte