Atomteile nach Pakistan

■ Deutsche Firma lieferte Zentrifugenteile fürs Nuklearprogramm

Baden-Baden (AFP/AP/taz)

Deutsche Firmen haben Pakistan bis in die jüngste Zeit mit wichtigen Komponenten für den Bau einer Atombombe ausgerüstet. Auch Technologie für weitreichende Trägerraketen sollte geliefert werden, berichtete das Fernsehmagazin „Report“ gestern vorab. Im vergangenen Herbst hätten Zöllner im Flughafen Stuttgart die für Pakistan bestimmte Frachtladung einer Handelsfirma aus dem schwäbischen Leonberg beschlagnahmt, in der sich Spezialteile für Gas-Ultrazentrifugen befunden hätten. Damit könne waffentaugliches Uran hochangereichert und dann für den Bau von Atombomben verwendet werden.

Das Leonberger Unternehmen sollte offensichtlich auch wichtige Komponenten im Bereich der Trägertechnologie nach Pakistan liefern. Dabei handele es sich um Beschleunigungsmesser und Raketen-Navigationssysteme, sowie um 15 Tonnen des Raketentreibstoffs Ammoniumperchlorat. Der Umfang der illegalen Geschäfte betrage mehrere Millionen Mark.

Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen Verstoßes gegen das Außenwirtschafts- und das Kriegswaffenkontrollgesetz. Der Geschäftsführer des Unternehmens sei gegen eine Kaution in Millionhöhe auf freiem Fuß.

Dem Bericht zufolge hat schon 1992 ein kleineres Unternehmen aus Erlangen Ringmagnete für Gas-Ultrazentrifugen nach Pakistan geliefert. Ein deutsch-pakistanischer Beschaffungsring soll nach Angaben aus „Sicherheitskreisen“ zum Teil aus der pakistanischen Botschaft gesteuert worden sein. Auf Druck des Bonner Außenministeriums hätten zwei hochrangige pakistanische Diplomaten die Bundesrepublik verlassen.

Ende 1992 hatte die pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto bestätigt, daß in ihrem Land erstmals eine Atomwaffe zusammengebaut worden ist. Der amerikanische Geheimdienst hat nach Presseberichten schon zuvor beobachtet, daß atomare Sprengsätze an F-16-Kampfflugzeuge montiert worden seien. Die Bomber stammen aus den USA.