Nachschlag

■ Der vergrabene Hund spielt „Der vergrabene Hund“

Wo ist der Hund vergraben? Foto: Marcus Lieberenz

Papi hat's nicht leicht. Seit ihn die Frau verlassen hat, wohnt er mit Spatzi, seinem Sohn, allein in der armseligen Mietwohnung. Und jetzt ist auch noch Chappi tot. Aus Gram über den Abgang seines vierbeinigen Lieblings verliert der Herr des Hauses beinahe den Verstand. Für Spatzi ist der Fall klar: Eine neue Mami muß her, so eine aus einem „Billigland“, aus dem Katalog. Davon will Papi als Eigenbrötler im fortgeschrittenen Stadium naturgemäß überhaupt nichts wissen. Aber schon schlüpft die Zukünftige, die wunderschön das R rollt, aus ihrem Postsack. Da man daran nun nichts mehr ändern kann, werden erst einmal gequält Höflichkeiten ausgetauscht. Dann ist Essenszeit. Weiter: Spatzi züchtet mit Begeisterung riesige Plastikkäfer und schleckt Remoulade aus der Tube. Papi versteckt sich im Wandschrank, und auch die neue Mami hat irgendwie ein Rad ab. Später läuft Papi Amok. Vorher schaut noch kurz der Weihnachtsmann vorbei.

Rolf Kemnitzers Stück „Der vergrabene Hund“, das das gleichnamige Ensemble in der Regie von Nelia Veksel aufführt, spottet jeder Beschreibung. Wären die Figuren doch bloß wirklich „am Rande der Sprachlosigkeit“ gewesen, wie das Programmblatt ankündigt. Möglicherweise wären dem Publikum dann ein paar der erbärmlichen Dialoge und Kalauer (Sohn: „Wann bin ich verloren, äh geboren?“ Vater: „Ich werde ausziehen, äh, nicht mich.“) erspart geblieben. So aber stimmt nichts an diesem Stück: Die Bühne von Kai Pfannstiel erinnert an eine Mischung aus Campingzelt, Komödienstadl und einer reichlich dahingerotzten Schüleraufführung, die Figuren sind weder glaubwürdig noch absurd genug, die schauspielerischen Leistungen, sind, sagen wir mal: steigerungsfähig. „Der vergrabene Hund“, von der Künstlerförderung des Senats finanziert, ist Kemnitzers erstes abendfüllendes Werk. Bisher hat sich der Autor vorwiegend mit Kindertheater beschäftigt. Ulrich Clewing

Weitere Vorstellungen bis 3.7., Do.–So., 20.30 Uhr, Der vergrabene Hund im Freien Schauspiel, Pflügerstraße 3, Neukölln.