Iranische Soldaten hinterm Herd

Teheran (AFP/taz) – Das hat's noch nicht gegeben: einen Rollentausch von Männern und Frauen im Iran. Die verheirateten Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde werden am kommenden Donnerstag einen Haushaltstag einlegen, um beim Geschirrspülen und Kochen den Alltag ihrer Ehefrauen und Familien kennenzulernen. Wie ein Sprecher der Revolutionsgarde gestern berichtete, sollen die Frauen im Gegenzug ein paar Stunden Militärdienst bei der Elitetruppe der iranischen Armee verrichten.

Ob tatsächlich alle verheirateten Revolutionsgardisten sich dieser „Übung“ unterziehen müssen, sagte der Sprecher nicht. Der Rollenwechsel findet in Rahmen eines „Tages der Familie“ statt, der jährlich innerhalb der „Woche gegen gesellschaftliche Korruption“ abgehalten wird. Die iranische Führung in Teheran scheint mit der diesjährigen Rollentausch-Aktion eine liberalere Richtung einzuschlagen. Im vergangenen Jahr waren während der „Woche gegen gesellschaftliche Korruption“ noch zahlreiche unzureichend verschleierte Frauen festgenommen worden. Dies hatte schließlich zu schwerer Kritik unter der Bevölkerung geführt. In diesem Jahr steht der Schleier nicht mehr auf der Liste der Vergehen der „gesellschaftlichen Korruption“. Statt dessen wird der Mangel an Disziplin und Bürgersinn und die Lockerung der Familienwerte angeprangert.