Dorn im Auge der Islamisten

■ Bangladesch: Kampagne gegen Hilfsorganisationen

Dhaka (IPS) – Nicht nur gegen unbotmäßige Intellektuelle wie die Schriftstellerin Taslima Nasrin ziehen islamische Geistliche in Bangladesch zu Felde. Seit Anfang dieses Jahres erlebt Bangladesch eine nie dagewesene Welle von Angriffen gegen Hilfsorganisationen, die direkt an der Basis der Bevölkerung arbeiten. Für den Schwerpunkt der islamistischen Kampagne haben sich deren Organisatoren ausgerechnet die zwei renommiertesten Hilfsorganisationen Bangladeschs ausgesucht: die Grameen-Bank und das Brac.

In den letzten 15 Jahren hat die Grameen-Bank Darlehen zur Existenzgründung an 1,5 Millionen Menschen vergeben. Die meisten gingen an Frauen, die in den ländlichen Regionen zu Hause sind. Die Bank hat sich mittlerweile zu einem landesweiten Kreditinstitut für die Subsistenzbauern des südasiatischen Landes gemausert. Auch das Brac ist zu einem wichtigen Träger der Entwicklung rückständiger Agrargebiete geworden. Etwa 21.000 Schulen für die Kinder landloser BäuerInnen hat die Organisation in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut. Dort wird insgesamt 1,1 Millionen Kindern, Mädchen und Jungen Grundwissen wie Lesen und Schreiben beigebracht. 46 der Schulen wurden seit Anfang dieses Jahres von mutmaßlichen Moslem-Extremisten in Brand gesteckt. Auch Maulbeerplantagen zur Seidenherstellung, die unter Anleitung der Organisation von Landfrauen angelegt worden waren, fielen den Brandstiftern zum Opfer. Mehrere 100 Männer in den Distrikten Bogra, Pabna, Rangpur und Sirajgonj wurden mit Drohungen gefügig gemacht und ließen sich von ihren Frauen scheiden, die entweder für Brac oder die Grameen-Bank arbeiteten. Die Gründe für die Kampagne liegen auf der Hand: Der Erfolg von Brac hat den traditionellen islamischen Religionsschulen die Schüler abgeworben. Und der Ausbau der Grameen-Bank bedroht das Geschäft und den Wucherzins traditioneller dörflicher Geldverleiher. „Die dörfliche Elite sieht ihre Machtbasis schrumpfen, und die Mullahs fürchten um ihren Einfluß“, erklärte Khushi Kabir von der Frauengruppe „Nijera Kori“.

Nach Ansicht von Betroffenen werden die Attacken von den Moscheen des Landes aus koordiniert. Für die Zunahme des religiösen Extremismus machen Politexperten die beiden großen Parteien Bangladeschs verantwortlich. Die oppositionelle „Awami-Liga“ und die regierende „Nationalistische Partei von Bangladesch“ (BNP) liegen im Dauerstreit. Die radikale „Jamaat-e-Islami“-Partei ist da der lachende Dritte, und pro Jamaat eingestellte Zeitungen führen die Kampagne gegen Brac und Grameen-Bank an. Kunda Dixit