Wider den sauren Regen in ganz Europa

■ 33 Staaten verpflichten sich, in einigen Jahren weniger Bäume sterben zu lassen

Oslo/Berlin (dpa/taz) – Noch heute soll in Oslo eine neue Konvention gegen den wichtigsten Waldkiller unterzeichnet werden. Regierungsdelegationen aus 33 Staaten, darunter 16 Umweltminister, beraten seit gestern über ein „Protokoll“ zur weitern Verminderung der Schwefeldioxid- (SO2-)Verschmutzung der Luft.

Ganz offiziell darf es künftig Musterknaben und Nachzügler geben. Die Unterzeichnerstaaten geben lediglich ihre Selbstverpflichtung zu Protokoll. In Helsinki war bereits 1985 von damals 21 Staaten ein solches Papier verabschiedet worden, das bis zum Jahr 1993 noch eine Reduktion des SO2-Ausstoßes um ein Drittel der Menge des Jahres 1980 vorschrieb. Deutschland und die skandinavischen Länder haben diese Selbstverpflichtung eingehalten – Bundesumweltminister Töpfer rechnet den Zusammenbruch der ostdeutschen Industrie zu den Wirkungen seiner diversen Verordnungen (TA-Luft und andere) hinzu. Er kommt damit auf eine Reduktion um siebzig Prozent.

Die USA und Großbritannien hatten zwar an den Beratungen von Helsinki teilgenommen, die Konvention aber nicht unterschrieben. Das vereinbarte Ziel schien der britischen Regierung nicht realisierbar. Mit 1.887 Millionen Jahrestonnen Schwefeldioxid hielt das Land noch 1990 den westeuropäischen Spitzenplatz der Schmutzfinken besetzt. Nur störte das niemanden – tatsächlich wird der größte Teil des britischen SO2- Ausstoßes mit den atlantischen Westwinden auf den Kontinent getragen.

Polen und südeuropäische Länder, die der Konvention ebenfalls nicht beigetreten waren, verwiesen auf ihren wirtschaftlichen Rückstand gegenüber den reichen Industriestaaten des Nordens, der ihnen solche Investitionen in den Wald- und Umweltschutz verbiete. Die Nachfolge-Konvention von Oslo soll nun diesem wirtschaftlichen Gefälle Rechnung tragen. Klaus Töpfer hat vorab einer Selbstverpflichtung zugestimmt, wonach das wiedervereinigte Deutschland bis zum Jahr 2000 den SO2-Ausstoß um 83 Prozent, bis 2005 sogar um 87 Prozent des Wertes von 1980 senken werde. Auch Großbritannien will mitziehen: Wie schon die Schweden, Dänen, Finnen und Österreicher versprechen jetzt auch die Briten, ihre Schwefeldioxid-Frachten um 80 Prozent abzubauen. Sie wollen dieses Ziel aber erst im Jahr 2010 erreichen.

Ein noch langsameres Tempo haben sich Rußland und Polen verordnet. Polen, mit 1.605 Millionen Jahrestonnen Schwelfedioxid auf der Schmutzliste nur wenig hinter Großbritannien zurückliegend, will sich bis zum Jahr 2010 Zeit lassen und dann nur 66 Prozent des Wertes von 1980 erreicht haben; Rußland setzt seine Zielmarke auf das Jahr 2005, will dann aber nur 40 Prozent weniger SO2 in die Luft blasen. Die Sowjetunion kam 1990 noch auf 4.168 Millionen Jahrestonnen Schwefeldioxid.