Einige Schneider-Millionen gefunden

■ Schweizer Behörden stellten 230 Millionen Mark in Genf sicher / Staatsanwaltschaft Frankfurt identifizierte das Geld

Frankfurt/Main (dpa) – Die Gläubiger des untergetauchten Bauunternehmers Jürgen Schneider können erstmals auf Geld aus der Konkursmasse hoffen. Voraussetzung dafür sei allerdings, daß die Schweizer Ermittlungsbehörden in Genf die bereits sichergestellten 230 Millionen Mark aus dem Vermögen Schneiders freigeben und ihr Ermittlungsverfahren wegen Geldwäsche einstellen, sagte gestern die Sprecherin der Frankfurter Justizbehörde, Hildegard Becker-Toussaint. Gleichzeitig widersprach sie Berichten, nach denen die Ermittler davon ausgingen, daß Schneider und seine Ehefrau in den Iran geflüchtet sei. Entsprechende Erkenntnisse lägen der Justizbehörde nicht vor. „Er kann sich genausogut in Panama oder sonstwo aufhalten.“ Zeitweise hieß es zuvor, Schneider halte sich mit seiner Frau Claudia Schneider-Granzow in Paraguay auf.

Beamte der Frankfurter Staatsanwaltschaft und des BKA hätten in der vergangenen Woche in Genf bei der Suche nach dem Fluchtgeld Schneiders Bankunterlagen eingesehen und Zeugen vernommen, sagte Frau Becker-Toussaint. Dabei habe der Weg der von Schneider über London und die Bahamas nach Genf geschleusten Gelder erstmals eindeutig rekonstruiert werden können. Das Geld war im März verschoben worden. Insgesamt handele es sich dabei um eine Summe von 245 Millionen Mark. Davon haben die Schweizer 230 Millionen Mark für ihr Ermittlungsverfahren sichergestellt. Bislang war lediglich vermutet worden, daß das Geld tatsächlich aus der Finanzmasse Schneiders stammt.

Sollten die Schweizer das Geld freigeben, sei es für die Staatsanwaltschaft Frankfurt beziehungsweise den Konkursverwalter vorgemerkt.

Die in Genf gewonnenen Erkenntnisse der deutschen Ermittler hätten die Verdachtsmomente gegen Schneider sowie seinen Anfang Juni in Frankfurt verhafteten iranischen Geschäftspartner verstärkt. 15 Millionen Mark habe Schneider Ende März mittels Schecks von den Genfer Konten abgebucht. Wo dieses Geld geblieben ist, sei derzeit unbekannt. Bei der in Genf sichergestellten Summe handelt es sich vermutlich nur um die Spitze eines Eisbergs. Im Gespräch sind bis zu 750 Millionen Mark, die Schneider und seine Ehefrau ins Ausland verschoben haben sollen. Das Amtsgericht Königsstein, bei dem das Konkursverfahren läuft, hat für den 21. Juli einen ersten Prüfungstermin angesetzt, bei dem Forderungen der Gläubiger auf ihre Berechtigung hin überprüft werden sollen.

Bei der ersten Gläubigerversammlung am 17. Mai lagen den Konkursverwaltern Forderungen von Handwerkern, Bauunternehmen und Architekten von mehr als 110 Millionen Mark vor. Gerechnet wird mit einem Gesamtforderungsvolumen von etwa 250 Millionen Mark. Die Schulden Schneiders bei den Banken werden zudem auf insgesamt rund fünf Milliarden Mark geschätzt. Allein die Deutsche Bank soll der flüchtige Baumogul um 1,2 Milliarden Mark geprellt haben.