Leben ohne „Dritte“

■ Zahnimplantate sind eine vernünftige, leider aber auch sehr teure Alternative zum Gebiß Von Sannah Koch

Au Backe, alle locker – und dann die Zähne wie Kirschkerne ausgespuckt. Alpträume, die einem noch Tage später Schweißausbrüche bescheren. In der Realität geht der dentale Verfall zwar schleichender voran, ist aber ähnlich furchteinflößend. Ein Gebiß – der Anfang vom Ende. Dabei existieren bereits Alternativen zu den klappernden Dritten. Allerdings schier unbezahlbar.

Vertreter des Zentrums für orale Implantologie (DZOI) aus München bemühten sich kürzlich, in Hamburg für eine noch wenig bekannte Form der dritten Zähne zu werben: für Zahnimplantate. Festsitzende Ersatzbeißer, die mittels schraubenförmiger Titanstifte im Kiefer verankert werden. 30.000 Deutsche haben sich im vergangenen Jahr für diese Luxusausstattung entschieden, im Vergeich zum Vorjahr eine Zunahme um 15 Prozent.

„Als wir in den 70er Jahren in Deutschland damit begonnen haben, galten wir noch als Alchimisten“, berichtete DZOI-Vizepräsident Werner Hotz. Mittlerweile hat sich jedoch herumgesprochen, daß Implantate das Schreckgespenst der Kukident-Wasserglasprothese verbannen können. Oder besser, könnten: Denn im Bundesgesundheitsministerium und bei den Krankenkassen will man von dem teuren Zahnersatz nichts wissen.

Dabei scheint Implantieren ausgesprochen vernünftig: Werden Lücken geschlossen, müssen keine umliegenden, gesunden Zähne geopfert werden. Und bei komplettem Zahnverlust muß sich der Patient nicht mit den psychischen und physischen Qualen einer mobilen Prothese herumschlagen. Statt dessen bekäme er unter Vollnarkose vier bis sechs Implantate in den Kieferknochen eingesetzt, auf denen die künstlichen Zähne befestigt würden.

Der Preis für soviel Lebensqualität entspricht allerdings dem eines Mittelklasse-Wagens. Bis zu 40.000 Märker kostet ein solch fest installiertes Gebiß pro Ober- oder Unterkiefer. Für ein Einzelimplantat müssen 4000 Mark hingeblättert werden. Und sollte man bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sein, wird die garantiert keinen Pfennig dazubezahlen – da ist Gesundheitsminister Seehofer vor. Der meint, daß es auch ein herkömmliches Gebiß tut. Ist vermutlich aber auch privat versichert.

Die Chancen, daß diese Dritten auch die Letzten bleiben, sind sehr hoch. Einzige Bedingung: 100prozentige Zahnhygiene ist ein Muß. Denn: „Bakterien lieben Implantate“, warnt Werner Hotz. Wer zu wenig Zähne, aber genügend Geld besitzt, sollte vor einer Implantation beim DZOI um die Liste erfahrener Zahnärzte nachfragen – sonst sieht's womöglich anschließend im Geldbeutel und im Mund gleich düster aus.

Infobüro Zahn-Implantologie, Heimhuder Straße 79, 20148 HH