Iran begnadigt Deutschen

■ Freilassung des zum Tode verurteilten Helmut Szimkus binnen vier Wochen

Bonn/Berlin (taz/AFP) – Der im Iran zum Tode verurteilte Deutsche Helmut Szimkus kann aufatmen. Die Bundesregierung bestätigte gestern Berichte über eine Begnadigung des 59jährigen. Regierungssprecher Dieter Vogel erklärte, in Bonn gehe man davon aus, daß der Maschinenbauer innerhalb von vier Wochen heimkehren werde.

Die Nachricht wurde am Rande eines Besuches des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati bekannt. Offiziell war der gelernte Kinderarzt als „Privatmann“ zu einem Ärztekongreß nach Mainz gereist. Seine dortigen Verpflichtungen vernachlässigte er jedoch zugunsten zahlreicher Gespräche in Bonn. Am Montag traf er Kanzler Helmut Kohl und dinierte auf Kosten des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags. Vor Bekanntgabe der Begnadigung empfingen ihn gestern Außenminister Klaus Kinkel und Wirtschaftsminister Günther Rexrodt.

Szimkus war im Iran angeblich dabei ertappt worden, wie er im iranisch-irakischen Krieg den irakischen Truppen Zieldaten funkte. Seit 1989 sitzt er im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis. 1993 verurteilte ihn ein Teheraner Gericht zum Tode. Im Januar dieses Jahres bestätigte der oberste iranische Gerichtshof das Urteil. Danach hieß es, nur eine Begnadigung durch Irans geistliches Oberhaupt Ali Chamenei könne Szimkus noch retten.

Iranische Oppositionelle kritisierten, daß Welajati in Bonn empfangen wurde. Für den „Nationalen Widerstandsrat Iran“ liegt es auf der Hand, daß zur deutsch-iranischen Verhandlungsmasse auch der „Fall Mykonos“ gehört. In dem gleichnamigen Berliner Restaurant war im September 1992 die Führungsspitze der „Demokratischen Partei Kurdistans – Iran“ (KDP–I) niedergemetzelt worden. Seit Oktober 1993 muß sich als mutmaßlicher Drahtzieher des vierfachen Mordes der iranische Geheimdienstler Kazem Darabi vor dem Berliner Kammergericht verantworten. taud