■ Der Deutsche Gewerkschaftsbund und seine Frauen
: Grauenhafter Kotau

Bislang war auf dem DGB-Kongreß nicht ein Windchen der Abweichung vom business as usual zu spüren. Wer gehofft hatte, wenigstens die Frauen würden den Konflikt wagen, wurde bitter enttäuscht. Sie leisteten sich einen grauenhaften Kotau.

Ursula Engelen-Kefer trat weder programmatisch noch persönlich für die frauen- und allgemeinpolitische Reform des DGB an. Offene Kampfkandidatur und politische Farbe zu bekennen sind ihre Sache nicht. So sprachen sich die Frauen zwar gegen diskriminierenden Umgang, für eine Frau als Vorsitzende aus und standen da – ohne eine andere Kandidatin.

Es war Hermann Rappe, der die Linie für den Kongreß vorgegeben hatte: Frauenfeindliches Verhalten werde nicht akzeptiert. Überhaupt hat es solches nur als Gespenst gegeben und nicht etwa in den Gewerkschaften. Nachdem die stellvertretende Vorsitzende hinreichend gedeckelt und gedemütigt war, warben die Herren bei den Delegierten fürsorglich für eine große Stimmenzahl bei ihrer Wiederwahl.

Das war vorhersehbar. Der Trost sollte sein, daß die Frauen in der Satzungsdebatte die große Offensive starten. Hier sollte das ganze Leid der letzten zwei Jahre eine Antwort erhalten. Die Quote – gemäß dem weiblichen Mitgliederanteil, 50 Prozent wäre zu verwegen gewesen – sollte Mußbestimmung werden! Da stellt der Sprecher der Antragskommission sich hin und meint, leider, leider aus juristischen Bedenken und zwecks pragmatischer, kollegialer Handhabung und nicht im geringsten als Affront gegen die Frauen plädiere man nur für eine Sollbestimmung.

Dann gehen die Frauen reihenweise hin, machen einen Knicks und quetschen eine Träne heraus, sie hätten doch gerne mehr gehabt. Aber damit sie überhaupt etwas bekommen, noch einmal, ein letztes Mal stellen sie ihr Mißtrauen zurück. Aber in zwei Jahren wäre es mit ihrer Geduld vorbei! „Bitte wandelt euch“, so ihr Ruf an den Kongreß.

Peinlich, würdelos, beste Selbstdemontage und ein politisches Desaster. Die Damen in den Vorstandsetagen hatten sich einseifen lassen, IG Chemie und IG Metall vornan. Und der Rest der Frauen hatte es wie die Lämmer mitgemacht. Die notwendige Zweidrittelmehrheit hätte die Sollbestimmung auch ohne das Ja der Frauen bekommen. Und selbst wenn sich gar nichts geändert hätte, es wäre in der Sache kein Unterschied und obendrein ehrlicher gewesen.

Die Männerveranstaltung hat die Frauen geschluckt, und sie werden nicht einmal Magenschmerzen verursachen. Von der „Frauenoffensive“ bleiben jetzt nur noch die Worte des neuen Vorsitzenden übrig: „Gleichstellungspolitik ist eine zentrale Aufgabe des DGB.“ Mechtild Jansen

Publizistin, lebt in Köln