Treuhand im Glück: Wieder einen Ladenhüter los

■ Westdeutscher Maschinenbauer kauft Reste des Ex-Thälmann-Kombinates Sket

Berlin (taz/dpa) – Bei der Treuhand dürften gestern einige Herren aufgeatmet haben. Mit dem ehemaligen Schwermaschinenbauer Sket in Magdeburg ist die Privatisierungsanstalt nach monatelangem Hin und Her endlich einen ihrer letzten Ladenhüter losgeworden.

Der Treuhand-Vorstand gab der Investorengemeinschaft Carsten Oestmann und Helmut Borchert den Zuschlag für die Übernahme der Sket Schwermaschinenbau Magdeburg (SMM) einschließlich ihrer Beteiligungsgesellschaften sowie der Entstaubungstechnik Magdeburg (ETM). Beide sind Gesellschafter der Salzgitter Maschinenbau GmbH.

Damit nimmt auch der langsame Niedergang des ehemaligen Vorzeige-Kombinats „Ernst Thälmann“ vorläufig ein Ende. Von dem Moloch, der einst 30.000 Beschäftigte zählte, bleibt allerdings nicht mehr viel übrig. Sket, das Treuhandvize Hero Brahms noch vor zwei Jahren als „Schmuckstück“ bezeichnete, schrumpfte von Monat zu Monat; selbst nach der Verabschiedung der Konzern- Entflechtung im Okober letzten Jahres blieb der Erhalt von gerade noch 2.700 Beschäftigten unsicher. Ein Jahr zuvor war Vorstandsvorsitzender Karl-Wilhelm Marx mit einem radikalen Sanierungsplan an die Substanz des Kombinats gegangen. 5.000 Metaller zogen damals gegen den Kahlschlag durch Magdeburgs Straßen – es war die größte Demonstration im Osten seit der Wende. Marx scheiterte, aber die Probleme blieben. Das Unternehmen wurde für die Treuhand ein Faß ohne Boden: Die Hauptprodukte Walzwerkstraßen und Speiseölmaschinen wollte im Westen niemand haben, Ostaufträge blieben Mangelware, und Hermes-Bürgschaften ließen auf sich warten. Im letzten Jahr erzielte das Unternehmen gerade noch einen Umsatz von rund 270 Millionen Mark.

Die neuen Investoren übernehmen nun rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres 51 Prozent der SMM-Geschäftsanteile. 23,9 Prozent sind für Mitglieder des SMM- Managements, der Beteiligungsgesellschaft Drahtziehmaschinenwerk Grüna (DZM) und der ETM vorgesehen. Die Treuhand bleibt zunächst mit einem Anteil von 25,1 Prozent am Unternehmen beteiligt. Langfristig sollen dadurch 2.000 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Bis Ende 1999 werden bei SMM, DZM und ETM insgesamt 1.725 Arbeitsplätze vertraglich garantiert; ferner seien, so Treuhandvize Hero Brahms, Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe geplant, von denen 100 Millionen Mark bis Ende 1996 vertraglich gesichert sind.

Bei der Entscheidung für Oestmann und Borchert hat vor allem deren unternehmensorientiertes und auf die Erfordernisse des Standortes Magdeburg zugeschnittenes Konzept eine Rolle gespielt. Wichtig sei auch gewesen, daß sie langfristig bis zu 400 Arbeitsplätze mehr als die Konkurrenten garantiert hätten, so Brahms. es