Hans-Hubert und Kinder auf der Flucht

■ Eimsbüttel am Sonnabend Schauplatz des größten Freizeitfußballturnier Norddeutschlands

„UEFA-Cup ist etwas für Verlierer!“ Bernhard Olck, Namensgeber des Freizeitkickerteams Olck-City-Thursday, wäre dem Selbstverständnis dieser Equipe nach ein heißer Anwärter für internationale Wettbewerbe. Seinem individuellen Abstieg vom Zweitligisten FC St. Pauli zum Drittligisten 1.SC Norderstedt folgte in dieser Saisondie kollektive Deklassierung der Vorörtler in die vierte Division.

Doch nicht der vormalige Gnubbelterrier vom Millerntor wird beim 17. FreizeitkickerInnen-Fußballturnier am Sonnabend (ab 9 Uhr) auf den Eimsbütteler Sportplätzen Reinmüller, August-Bosse und Sparbier im Vordergrund stehen. Eher einer seiner Artgenossen: Hans-Hubert Vogts, der Wadenbeißer vom Bökelberg. Der ist unfreiwilliger Namensgeber für den von der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) gesponsorten Pokals für den Turnierletzten, dem heißumkämpften sportlichen Traum der über 30 teilnehmenden Teams.

Als heißeste Favoriten für diesen Titel werden in diesem Jahr neben den kahlköpfigen Brahmanen von Nirwana Eimsbüttel United, bei denen Spielmacher Hotzenplotz aus angeblichen Verletzungsgründen fehlen soll, Partizan Kir („Berufstrinker von dies- und jenseits des Tresens“), die grüne Gurkentruppe der Umweltbehörde, die sich unlängst von der Norddeutschen Affinerie vorführen ließ, und schlußendlich die Equipe Kinder auf der Flucht gehandelt.

Ganz schlechte Karten in diesem Rennen hat die Mannschaft vom FC Über-Ich: jene Formation, die laut Eigenauskunft vor etwa 100 Jahren vom Österreicher Siggi Freud ins Leben gerufen wurde und die Ernst Happels Pressing-Taktik zum Psycho-Pressing fortentwickelt haben will. Auch wenn die Jungs aus dem Psychologischen Seminar der Universität derzeit noch versuchen, einige Spieler aus dem Profi-Lager auf die Mannschaftscouch zu bekommen, sind sie aufgrund ihres Vorjahresdesasters (erster Platz) eindeutige Außenseiter. Diese Poleposition bedeutete, daß sich das Team um den grünen Bundestagskandidaten Ulli Cremer ein Jahr lang den August-Postler-Pokal in die Gemeinschaftspraxis stellen durfte.

Benannt wurde die von der taz-hamburg gestiftete Trophäe nach einem ehemaligen Spieler des SC Lorbeer 06 Hamburg, der 1929 und 1931 zusammen mit Erwin Seeler deutscher Bundesmeister im Fußball des Arbeitersports wurde, nach der Machtergreifung in den Widerstand ging und 1934 von den Nazis ermordet wurde.

Gretel Bergmann ist die Namensgeberin des ebenfalls von der taz-hamburg gestifteten Pokals für die erfolgreichste Frauschaft. Gretel Bergmann war die einzige in Deutschland lebende jüdische Sportlerin, der aufgrund ihrer Leistungen einen Platz in der Mannschaft der Nazi-Olympiade 1936 sicher zu sein schien. Trotz eines deutschen Rekordes im Vorfeld dieser Spiele wurde sie aus fragwürdigen Gründen nicht nominiert und flüchtete schließlich in die USA. Als favorisierte Frauen-Equipe gilt auch in diesem Jahr der titelverteidigende SV Solidarität Kreuzberg – das derzeit einzige Berliner Team von nationaler Reputation. Härteste Konkurrentinnen sind Kunterbunt, die III., eine Multi-Kulti-Truppe, bei der Schleswig-Holsteinerinnen, Niedersächsinnen, und HamburgerInnen harmonisch unter einem Hut gebracht wurden. kader