Trockener Unverstand

■ „Die Sterne“ gehen mit ihrem neuen Album „In echt“ in der Roten Flora auf

Die Welt sind meistens die anderen. Der Sänger und Gitarrist Frank Spilker beobachtet sie, die anderen, auf dem zweiten Album seiner Gruppe Die Sterne. Das hat den Titel in echt und erklärt, wie das geballte Händchen, in das die anderen lachen möchten, sich tatsächlich längst von hinten in deren Gedärme schiebt. Dieser Faustfick liefert dem mit Musikalität gestopften Quartett und seinem lässigen, eleganten Frontmann den Schlüssel zur Beschreibung der W.e.l.t.: ein Witz, einige Elegien, mitreißende Launen und ein paar Quentchen Tümlichkeit.

Der Keilriemen-Soul der Sterne stellt das absichtsgeladene Timbre in Spilkers Stimme schön weit aus. Nur die momentelang gar zu monolithischen Beiträge des Schlagzeugers Christoph Leich staksen etwas eigentümlich aus dem Gesamtsound heraus. Aus Funk- und GoGo-Rhythmen baut Leich hektische Autisten-Patterns. Das klingt aber nie uninteressant: die Abgrenzungskämpfe der 80er vibrieren hier auf Trommelfellen nach.

Frank Spilkers Gesang handelt bildlich gesprochen davon, daß man zum Zusehen gezwungen wird, zum Lektionenlernen zu schwach ist und für die Pointe keine Zeit mehr bleibt. Den atmosphärischen Verfremdungseffekt für die Texte besorgt die Band. Während sie den Rhythmus, bei dem man so ausgesucht mitmuß, aufführt, rutscht Spilker philosophisch zur anderen Seite weg.

Die Gruppe klingt geschlossen, während der Sänger mit sich selbst fraternisiert, genervt allein bleibt und trocken sein Unverständnis anmeldet. So stellt man schöne Individual-Listen auf.

Kristof Schreuf

„Die Sterne“ stellen „in echt“ am Samstag, den 18. Juni, um 21.30 Uhr in der Roten Flora vor