Unbequem schön

■ National Ballet of Canada zu Gast bei den 20. Hamburger Ballett-Tagen

Betuliche Ballettszenen vergangener Zeiten deuten alte Rahmen des Tanzes an, während sich davor auf der Bühne die Hektik der tänzerischen Bewegungen und deren Brutalität immer mehr verstärkt. Sphärische, an Pink Floyd erinnernde Klänge untermalen das Werk Frames of mind des Choreographen Jean Grand-Maitre. Besuch aus dem hohen Norden Amerikas hatte das Hamburg-Ballett am Mittwoch und Donnerstag zu den 20. Ballett-Tagen: Das National Ballet of Canada. 1951 gegründet, baute die Compagnie in den 70er Jahren mit weltweiten Tourneen ihren auf, den sie seither durch immer wieder atemberaubend neue Choreographien bestätigt.

In Hamburg wurden neben Frames of mind vier Werke aufgeführt. The second detail, vom in Frankfurt tätigen Choreographen William Forsythe, liefert eine kühle Stimmung in Licht, Musik und Tanz zu Klängen, die an Jan Hammers „Miami-Vice“-Mucke erinnerten.

Split house geometric von John Alleyne wurde an diesem Abend von Klavier und Violine begleitet. Die Instrumente trennen und vereinen zwei Paare, wirken als Gegenpole zueinander. Nach der Pause kommen auch diejenigen auf ihre Kosten, die sich auf ein etwas konservativeres Musizieren eingestellt haben.

Begleitet vom routinierten Orchester, tanzt die Compagnie James Kudelkas Choreographie der Pastorale nach Beethovens sechster Sinfonie. Vergnügte, ländliche Paare tanzen vor dem Landschaftshintergrund, und im fröhlichen dritten Satz spielen sogar einige Kinder in allerliebsten Kleidchen mit. In einer fröhlichen Massenszene endet die Pastorale, praktisch, denn so konnten sich gleich alle Darsteller den wohlverdienten Beifall abholen. Stephan Pflug