■ Soundcheck
: East 17 / Liedertafel Margot Honecker / Nancy Ostrovsky (Malerei) und Howard Johnson (Tuba)

Nicht gehört, nur gesehen: East 17: Traurig. Die Alsterdorfer Sporthalle war gerade mal halb voll, trotzdem aber wurde diesen verzweifelten Fans ebenso wenig Einlaß gewährt wie KlisChee-Herausgeber Gregor Gerlach. East-17-Star John hat sich laut Zeugen überhaupt nicht verändert, zuppelte seine Hits in gerade moderner Körpersprache mit gespreizten Fingern. Fotos: JMS

Heute abend: Liedertafel Margot Honecker. In diesem Monat stürzen sich die Aktivisten der KED (Kommunistische Einheitspartei Deutschlands) wieder auf die Kultur. Die Liedertafel Margot Honecker, bekannt von zahlreichen Mikrorillen-Produkten, wird ihr ganzes erbauliches Sanges-Repertoire des ostdeutschen Aufbaus an einem Ort zum Besten geben, der wie die ehemalige Deutsche Demokratische Republik untergehen wird: im Chinarestaurant „Zum roten Stern“ am Pferdemarkt, das dem Untergang aufgrund böser Vermieter geweiht ist. Das Datum wählten die Sangesbrüder und -schwestern um Falk Klennert recht genau: Es ist der 17. Juni, „der Tag der Anschlußverbrecher“, wie der Vorsitzende der KED, Dr. Kurt Euler, betont. Der sächselnde Euler hat vor, in geradezu dekadenter Unordnung mehrere seiner Reden in Klein-Platten-Format dem kapitalistischen System anzudienen. Die erste dieser nationalbolschewistisch bis deutschnationalen Reden konfusester Sinnhaftigkeit von Dr. Kurt Euler ist unter dem Titel „Vom Laptop zum Pop“ erschienen und kann im letzten DDR-Devotionalien-Geschäft Unterm Durchschnitt erstanden werden. Greta Eck

Restaurant „Roter Stern“, Neuer Pferdemarkt

Sonntag abend: Nancy Ostrovsky (Malerei) und Howard Johnson(Tuba). Musik und Malerei sind Kunstformen, die gemeinhin eher selten zueinanderfinden. Vor 30 Jahren kamen immerhin Free Jazz und abstrakte Malerei in Kontakt. Solche Performances bleiben aber auch heute meist Randerscheinungen mit experimentellem Charakter.

Die Malerin Nancy Ostrovsky und der Tuba-Spieler Howard Johnson haben eine gemeinsame Wurzel – die Improvisation. Für die von der Zen-Philosophie und der Sumi-Malerei beeinflußte Nancy Ostrovsky basiert das Malen auf Improvisation, auf spontanen Gefühlsausbruch. Von Coltrane und Mingus läßt sich die im Jahr 1955 in Libyen geborene Malerin inspirieren.

Ihre Impulse wird sie am Sonntag vom dem in Hamburg lebenden Johnson erhalten. Das Mitglied des NDR-Jazzorchesters hat das „häßliche und laute“ Instrument nicht nur salonfähig gemacht, sondern sogar zu einem Solo-Instrument. Begleitet wird er von der Violonistin Rosi Hertlein und Isis Chi Bagate aus Brasilien, die zu der Aktion tanzt. Die Zuschauer können die Malerei bei der Entstehung auf der Leinwand verfolgen.

Nikos Theodorakopulos

Sonntag abend, Fabrik, 21 Uhr