Neuanfang im UKE

■ Nach dem Strahlenskandal nun Qualität / 30 Millionen Schadensersatzansprüche

„Wir haben die Voraussetzungen für tiefgreifende Veränderungen im Universitätskrankenhaus Eppen–dorf (UKE) gelegt“, bilanzierte gestern Wissenschaftssenator Leonhard Hajen. Vor einem Jahr war das UKE in die Schlagzeilen geraten, weil Krebspatienten von 1986 bis 1990 mit überhöhten Strahlendosen behandelt wurden. „Die organisatorische Umsetzung dieser Veränderungen erfordert den Konsens von Krankenhausärzten, niedergelassenen Ärzten und Kassen.“

Konkret soll das UKE jetzt eine bundesweite Pilotfunktion in der Qualitätssicherung bei der Patientenbehandlung übernehmen. Daten der Strahlentherapien könnten zukünftig auch von den niedergelassenen Ärzten an die UKE-Therapeuten weitergegeben und im UKE griffbereit gesammelt werden. Das soll eine bessere Zusammenarbeit bei Behandlung und Nachsorge gewährleisten. Zudem wird die Standard-Therapie jetzt strikt von den wissenschaftlichen Studien zur Entwicklung neuer Behandlungsverfahren getrennt. Diese sind ab sofort von der Ethikkommisson der Hamburger Ärzte zu genehmigen.

Für die Regulierung von Patientenansprüchen wurden bisher Abschlagszahlungen in Höhe von 2,7 Millionen Mark an 39 Patienten oder Hinterbliebene gezahlt. „Die Wissenschaftsbehörde ist darauf eingestellt, daß die Schadensersatzansprüche insgesamt bis zu 30 Millionen Mark betragen können.“ Der - suspendierte - Chefarzt Klaus-Henning Hübener soll sowohl disziplinarisch als auch strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden. „Vor den Gerichten dieser Stadt wird seine individuelle Schuld geklärt“, kündigte Hajen an.

Um die reibungslose Arbeit in der Radiologie des UKE zu gewährleisten, wurde für die Abteilungsleiterstelle das Berufungsverfahren eingeleitet. „Wir wollen wieder Vertrauen schaffen – Vertrauen zum Wohle der Patienten, des Personals und der Ärzte“, sagte Leonhard Hajen. – Die UKE-Frauenklinik wies unterdessen die am Mittwoch aufgestellten Behauptungen des Patientenanwalts Wilhelm Funke zurück, auch dort sei mit zu hohen Strahlendosen gearbeitet worden. Torsten Schubert