„Die vögeln sich durch Berlin“

■ Ein noch unvollendeter Lesbenporno – erste Impressionen

STORY I – Nach dem slow start eines road movies kommt es zum ersten Sexakt ziemlich unvermittelt. Eine kommt am Airport an. Geht aufs Klo. Macht sich sorgfältig vorm Spiegel zurecht. Hinter der Tür schon rasches Stöhnen. Sie drückt die Klinke. Zwischen Brille, Schlüssel und den notorischen Kachelwänden treibt es bereits eine nonchalant vergnügte Stewardessenclique. Ein navy-blauer Rock rutscht hoch. Dildo, Schoß. SCHNITT. Und eine biegt lüstern den Hals. Das geht schnell. Und schon bereitet sich von hinterrücks der nächste absehbare Übergriff vor. Ein schöner Arsch, der eine safe Hand aufnimmt. Wollüstig lang gibt sich die, sagen wir: Matrosin hin. Kommt mit einem Stöhnen, das ozeanisch langgezogen aus der engen Kabine quillt. SCHNITT. Soweit das Intro. Die Stationen: Flughafenklo – Lederparty – Bett(!) – Küche(!!) – Abflug. „Die vögeln sich halt durch Berlin, am Schluß tauschen sie Polaroids aus, und gehen ihrer Wege.“

MORAL I – Debatten sind für die Produzentinnen abgehakt. „Was PorNO betrifft, ging das gegen sexuelle Ausbeutung und Gewaltpornographie. Wir machen zwar Porno, haben aber mit sexploitation nix zu tun. Wir gehören nicht zur Industrie, sondern sind Amateurinnen und eine no-budget-Produktion. Massengeschmack und irgendwelche Wichser interesseren uns nicht.“

STORY II – Die Filmerinnen haben einen episodischen roten Faden gewählt. Keine Storyelemente, kein Dialoge, zwei Hände voll Darstellerinnen mit gewissem Wiedererkennungswert. Es gibt nur die Konturen einer Sexphantasie. „Der Akt des Sexes ist die Handlung. Darauf kommt es an, alles andere bereitet das nur vor.“

Die Kamera (K. Ahlrichs) wird von ruhiger Hand gefahren. Ohne Interessen für anatomische Finessen, sondern mit dem kundigen Blick fürs Detail. Das sanfte Streichen der Peitschenenden, Finger, die in einen Handschuh fahren und sich langsam zur Faust schließen, die Ringe und Riemen eines Brustharnisches. Sie umkreist die umstehenden Lederbräute, ihre intimen Gesten und Vertrautheiten mit gelassenem und genauem Blick. Ohne akrobatische Positionen, ungeniert und beinahe dokumentarisch. Die Kamera ist Vertraute.

MORAL II – Am Schluß könnte als Motto kommen: GIRLS JUST FUCK, BAD GIRLS GO TO HEAVEN. Könnte. Allerdings spielt Sprache hier keine Rolle, weil sie fehlt. Mir jedenfalls. Die Sexaktricen schweigen und genießen. „Wir wollten weder einen Spielfilm noch einen Lehrfilm machen. Auch keinen Erotikfilm, sondern einen Porno, der von lesbischen Bedürfnissen ausgeht: Moralisch unbesetzte Pornographie für Frauen.“

BLUES – Musik und Ton (Shatz Finn) hautnah zum Film. Ein eigenständiger Klangkörper, der nicht den Plot, höchstens die Zuschauerin trägt. „Die Musik wird lasziv sein, zwischen Jazz und Techno. Sehr erdig, sagen wir mal: vollbusig. Vollbluesige Großstadtmusik.“ Gudrun Holz

Ein Film von Manuela Kai und Silke Dunkorst

Was erregt ...