Was fehlt

Den Dolgenbrodter Bürgern die Ruhe

... denn der Angeklagte Silvio J. aus Königs Wusterhausen packte gestern aus: „Man hat mir nicht geglaubt, daß das Dorf mit drinhängt“. Doch nach seinen Aussagen vom siebten Verhandlungstag bestätigt sich jetzt genau dieser Verdacht, den die taz bereits im vergangenen Jahr aufgrund eigener Recherchen formuliert hatte. J. steht zur Zeit vor dem Potsdamer Landgericht. Er wird beschuldigt, ein leerstehendes Asylbewerberheim in Dolgenbrodt angezündet zu haben.

Nach sechstägigem Schweigen gab J. an, unschuldig zu sein, aber die Täter zu kennen. Diese seien von einigen Dolgenbrodtern beauftragt und bezahlt worden. Die Täter in jener Nacht seien der Dorfskinhead Marco S. und die Rechtsradikalen Renato P. und Erik O. Mit dabeigewesen sei J. dagegen bei der Dolgenbrodter Bürgerversammlung am 23. Oktober 1992. Nachdem der Großteil der Bürger das Gasthaus Kober verlassen habe, sei am Stammtisch laut darüber diskutiert worden, ob man nicht Rechtsradikale anheuern solle. P. und O. hätten daraufhin beschlossen, das Geld zu verdienen. Blumenhändler Thomas O., der direkt neben dem abgebrannten Heim wohnt, soll 2.000 Mark bezahlt haben. 1.000 Mark hätte man vom Wirt des Gasthaus Kober erhalten. Auch der damalige Sprecher der Bürgerinitiative, Gerd G., sei beteiligt gewesen. Ebenso der Fischer S., auf dessen Gelände die Reichskriegsflagge wehte.

Tatsächlich gibt es einen Zeugen, der angibt, einen Jeep, wie ihn O. fährt, Tage vor dem Anschlag auf dem Grundstück Schulz gesehen zu haben. Nach eigenen Angaben erfuhr J. von O. und S. von der Tat. J. zufolge sei von seiten des Dorfes gar an eine Blockade gedacht worden, um die Löscharbeiten zu behindern. J. sagte weiter, er hätte sich von Anfang an als Zeuge angeboten, jedoch erfolglos. Spuren, die auf eine Anstiftung des Dorfes hinweisen, wurden von Staatsanwalt Robert Lenz nicht intensiv verfolgt. So wurde bis heute nicht einmal das Konto des von J. genannten Geldgebers überprüft. Lenz Begründung: „Glauben Sie wirklich, die sind so blöd und heben dort von der Bank ab?“

Am kommenden Montag werden die Plädoyers gehalten. Das Urteil über J. fällt das Potsdamer Landgericht zwei Tage später.miß

Lotti Huber jetzt nur noch der saftige Orden des widernatürlichen Ernstes. Eine der „schillerndsten Figuren in der Berliner Kulturszene“ (dpa) ist am Freitag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Die 81jährige Entertainerin und Autorin wurde vor allem durch Filme von Rosa Na-Sie-wissen-schon-wer und ihre Memoiren über Zitrusfrüchte bekannt. Der Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin betonte bei der Überreichung des Ordens, Lotti Huber gehöre so unverwechselbar zu Berlin wie Funkturm, Gedächtniskirche (hat schon ein Kreuz), Ku'damm und Rotes Rathaus. Sie sei ein Berliner Original und auch eine „große Lebenskünstlerin“.

London demnächst ein Panda-Weibchen. Ihren wichtigsten Auftrag in London habe die Bärin Ming Ming nicht erfüllt, heißt es frauenfeindlich in einem Bulletin des Londoner Zoos. Der weibliche Riesenpanda, seit drei Jahren unbestrittener und vielumsorgter Star des Londoner Zoos, hat keinen Nachwuchs geboren – selbst Bao Bao, unser Bär aus Berlin, kam nicht an. Jetzt verlangte Peking die Rückführung der Leihgabe innerhalb eines Monats und beschwor damit möglicherweise eine diplomatische Eiszeit herauf. Und die Briten fühlen sich regelrecht um ein Pandababy betrogen.