„Neonazi-Tendenzen“

■ Polizei ermittelt gegen männliche Gays

Geht es der „Arbeitsgemeinschaft Männlicher Gays“ (AMG) an den Kragen, die jüngst durch Drohbriefe gegen Anzeigenkunden des Szene-Verlags für Aufsehen sorgte und dadurch ins Visier des Staatsschutzes geraten ist? Polizeisprecher Hartmut Kapp: „Es gibt zwar noch keine konkreten Anhaltspunkte, wer sich hinter dem Kürzel verbirgt. Es gibt aber vage Hinweise, und da dauert die Überprüfung noch an.“

1992 hatte die AMG erstmals durch ihre Pamphlete Aufsehen erregt. Darin rühmten sich die „Gays“, die besseren Männer zu sein und verunglimpften Ausländer und Frauen. Anfang dieses Jahres tauchten neue AMG-Hetzschriften auf, was das Stadtmagazin Szene zum Anlaß nahm, über die schwulen Herren-Menschen zu berichten.

Daraufhin trafen bei Szene-Anzeigenkunden Drohbriefe ein (taz berichtete), alle Annoncen zu stornieren, andernfalls wolle mann ihnen „zu Leibe rücken“.

Auch den Szene-Verlag erreichte ein Brief, in dem die Gays den Autoren Rohrstock- und Peitschenhiebe androhten sowie ihre Ideologie unternauerten. Tenor: „Der ärgste Feind der Gays ist die Frau.“ Denn Frauen würden die Männer durch homosexuelle Verdächtigungen am Gängelband halten, wenn der Mann öfter Skatabende oder den Sportvereine aufsucht, als in den Augen der Frau zulässig sei.

Inzwischen haben der Szene-Verlag und mehrere Anzeigenkunden Strafantrag wegen Nötigung gestellt. Kapp: „Wenn man die Äußerungen liest, hat die AMG eindeutig neonazistische Tendenzen.“

Ähnlich wie derzeit die Polizei weiß auch in der Schwulenszene niemand so recht, wer sich hinter dem Kürzel „AMG“ verbirgt. Ungeachtet dessen haben sich 40 Schwulen-Organisationen sowie schwulenfreundliche Zeitungen, Gruppen, Einrichtungen und Läden zu einer Anzeigenkampgne zusammengeschlossen. Motto: „Gegen rechts! Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir treten gegen menschenverachtende Strukturen ein.“

Magda Schneider