■ Schöner leben
: Bewußter bügeln

Wieso müssen die Dinge eigentlich glatt sein, so glatt? So glatt, daß man mit den Augen dran abrutscht? Kein Mensch würde solche Dinge freiwillig erfinden. Also wieso soll man unbedingt bügeln? Wieso soll man Dinge plattmachen, die faltig sein wollen? Davon abgesehen, was wir davon haben, haben vermutlich auch die Dinge nichts davon. Aber ich sehe schon, sowas interessiert wieder keinen.

Trotzdem ist es doch so, daß wir nicht nur alles in den Griff kriegen, sondern auch in die Mangel nehmen wollen. Zum Beispiel arme Faltenröcke, die ihrer Falten längst überdrüssig sind. Oder ganze Laken, die unablässig vor uns erzittern, bloß weil sie knittern. Und wer sagt eigentlich, daß knitterfrei schön sei, außer uns? Wir wieder. Von den Heerscharen zerrütteter Herrenhemden ganz zu schweigen. Kaum kommen sie vom feindlichen Leben zurück nach Hause und von da aus der Wäsche, mäht das heiße Eisen die schütteren Ärmel nieder und zischt noch mit Wasserdampf hinterher.

Dabei könnte alles so nett sein. Aber nein, der Knitter ist uns ein Dorn im Auge, weil er sich aus der glatten Ordnung stiehlt. Als müßte sie nicht sein. Am Ende ist das Bügeln vielleicht doch bloß eine Beschäftigung dritten Grades oder plättet zerknitterte Seelen. Da kann man dann wieder schlecht was dagegen haben.

Claudia Kohlhase