Aus eins mach drei

■ Drei Demos zum Homo-Tag / Private Kranzniederlegung in der Neuen Wache

25 Jahre Christopher Street Day: Das silberne Jubiläum am Samstag durfte eigentlich keine Lesbe und kein Schwuler verpassen. Doch wohin? Offiziell gab es diesmal sogar drei Demonstrationen, zwei im West-, eine im Ostteil. Wer es sich mit seinen politisch korrekten FreundInnen nicht vergrämen wollte, mußte am Leopoldplatz im Wedding starten und mit dem linken Aktionsbündnis durch das Scheunenviertel marschieren, denn dort, so die Plakate, wurde gegen „Rassismus, Antisemitismus und Faschismus“ demonstriert. Die Kommerzielleren und Kneipiers (inklusive der Homo- Verbände BVH, SVD sowie der Gewerkschaft ÖTV), die am Adenauerplatz gestartet waren, legten mehr Wert auf schrille Selbstdarstellung. Viel solariumgebräuntes Fleisch, knackige Hintern und Leder- oder Gummikluft oder wahlweise Stöckelschuhe und männliche Twiggies overdressed à la Hella von Sinnen. Da war mancher Profi-Fotograf schon abgenervt, weil ohne Fernsehwinken und Posing gar nichts ging. Während sich die Touristen Unter den Linden fast schon auf die Füße traten, um sich an der Parade zu ergötzen, war die Chausseestraße im Osten mit Heteros spärlich bestückt und ihre Anwesenheit meist zufällig. In Neukölln am Hermannplatz schließlich, wo die ganz korrekte Demo stattfand, sammelten sich ganze 30 DemonstrantInnen. Die Kranzniederlegung in der Neuen Wache, die offiziell eigentlich abgesagt war, wurde nun doch ganz im stillen vollzogen: Die Initiative „Schwule gegen Rechts“ plazierte auf eigene Faust am Freitag einen Kranz, um an die homosexuellen Opfer der NS-Zeit zu erinnern. Dort liegt der Kranz nun, genau neben einem der rechtsextremen Reps. Elke Eckert