Sand im Getriebe der Sportarena

Brachland des einstigen Stadions der Weltjugend wird für rund 600.000 Mark begrünt / Seit Olympiapleite kein Investor in Sicht / Bezirk fordert Sport- und Wohnanlage  ■ Von Rolf Lautenschläger

Ein fragwürdiger Restposten der gescheiterten Olympiabewerbung beschert Berlin weiterhin Ärger und Kosten: Das brachliegende Areal des ehemaligen Stadions der Weltjugend an der Chausseestraße muß mit einem Rasenteppich begrünt werden, weil die „Staubentwicklung des sandigen Geländes zu einer unwahrscheinlichen Belästigung der Anwohner“ geführt habe, sagte Petra Reets, Pressesprecherin in der Senatsbauverwaltung.

Mit dem Abriß der einstigen „sozialistischen Kampfbahn“ war 1992 begonnen worden. Das im Mai beendete Unternehmen kostete rund 32 Millionen Mark.

Die Begrünung diene der Sicherung des Platzes, bleibe aber „ein Provisorium“, betonte Reets. Der Senat sei nach wie vor daran interessiert, dort eine Großsporthalle von einem privaten Projektentwickler errichten zu lassen. Auf die Frage, ob und mit welchen Investoren derzeit verhandelt werde, wollte die Senatsbauverwaltung keine Auskunft geben. Es ist bekannt, daß sich die Suche nach einem Investor schwierig gestaltet.

Die Aussaat kostet die Haushaltskasse 600.000 Mark. Bäume, Hecken oder Sträucher seinen für die Bepflanzung nicht vorgesehen, sagte der zuständige Projektleiter, Bühring, zur taz. Der Rasenteppich über den Sandbergen bilde „kein Begrünungskonzept im Sinne einer Parkanlage“. Über eine spätere öffentliche Nutzung der derzeit noch abgesperrten Baustelle müsse die Fachverwaltung entscheiden, so Bühring.

Mit der Begrünungsaktion des einstigen Stadions der Weltjugend geht ein weiterer Akt der ungewissen Hallenplanung über die Bühne, deren Ende nicht abzusehen ist. Schon zu Zeiten der Olympabewerbung hatte die vorgesehene Arena für mindestens 15.000 Zuschauer wenig Aussicht auf eine erfolgreiche Realisierung.

Das 1,5 Milliarden Mark teure Prestigeobjekt zog trotz kommerziell nutzbarer „Mantelbebauungen“ aus Geschäften, Büroflächen und Wohnungen kaum zahlungskräftige Investoren an. Nach einem Auswahlverfahren 1992, bei dem zwei Investorengruppen übrigblieben, sprang im Herbst 1993 nach der geplatzten Olympiabewerbung der letzte Developer, die DG-Immobilien/SIAB, endgültig ab. Der Immobiliengruppe schien das Projekt nicht rentierlich, sanken doch die Vermarktungschancen für Büroflächen in Berlin rapide. Der Senat steht seither ohne Alternativen für das Gelände da und will am Bau der Sporthalle festhalten, obwohl sich die Suche nach Bauträgern schwierig gestaltet. Nach dem teuren Abriß des Stadions der Weltjugend und in Gegenwart der sandigen Flächen an der Chausseestraße drängt der Bezirk aber auf eine Zwischennutzung der Fläche.

Dem Bezirk Mitte fehlen Sport- und Freiflächen, die dort angelegt werden könnten, so Dorothee Dubrau, Baustadträtin im Bezirk Mitte. Die Realisierung einer großen Sportarena und von Bürobauten lehnt sie weiter ab. Dubrau forderte statt dessen, auf dem Areal Wohnungen zu planen.