■ Die populäre Konzertführerin
: Chinesischer Frauen-Rock

Eine Zeitlang gab es eine Avantgarde des schlechten Geschmacks. Mit John Waters Filmen, Heino oder Dallas konnte man sich auf hohem Niveau amüsieren – schon in den 60er Jahren analysierte Susan Sontag dieses Phänomen in ihren „Notes on Camp“. Einer ihrer Kernsätze ist: Unbeabsichtigter „bad taste“ ist dem mutwilligen immer überlegen.Genau deswegen wirdder schlechte Geschmack zur Zeit immer schlechter. Es ist zur Mode geworden Musik, Filme und Comics so dumm, fies und miserabel wie nur möglich zu machen, und die wahren KennerInnen wenden sich etwa von den „Leningrad Cowboys Teil II und III“ mit Grausen ab. Die amerikanische „Skandalband“ Gwar ist ein weiters Beispiel für diese Designer-Stinker. Die CD heißt „This Toilet Earth“, ihre Hits „Saddam A Go Go“ oder „Penis I See“. Heute abend um 20 Uhr bringen sie im Aladin ihr „Trommelfell-Massaker“.

In der Volksrepublik China wird zur Zeit wieder kräftig verboten: FilmemacherInnen, MusikerInnen und AutorInnen, die in den Verdacht kommen, westliche Freiheiten zu propagieren, werden zensiert oder bekommen keine Ausreiseerlaubnis. Die fünf Musikerinnen der einzigen Frauenrockband Chinas Cobra haben sich gerade noch so rausgeschlängelt, bei ihren wenigen erlaubten Konzerten in Peking darf das Publikum oft nicht einmal klatschen. Am Freitag (24.6.) werden sie um 21 Uhr im Kioto zeigen, wie sie Janis Joplin und traditionelle chinesische Lieder unter einen Hut bringen.

Bach auf dem Akkordeon. Das ist doch wirklich mal was Neues. Der armenische Musiker Grigori Osmanow hat sich darauf spezialisiert, auf dem Bajan, einem dem Akkordeon ähnlichen Instrument seiner Heimat, Orgelwerke von J.S. Bach zu interpretieren. Am Freitag (24.6.) um 20 Uhr wird er im Kito auch klassische armenische Musik, sowie Kompositionen von Scarlatti und Reger spielen.

Seit 20 Jahren sind sie in Deutschland „on the road“, und ihr bescheidenes Ziel ist es „die Leute ein wenig glücklich zu machen“. Die Tannahill Weavers interpretieren unentwegt traditionelle schottische Folklore: keltische Balladen in lupenreinem a cappella Gesang oder wilde Tänze werden auf Dudelsack, Fiedel und Bodhran gespielt. Am Mittwoch (29.6) um 20 Uhr werden die fünf Tannies im Kito Schottlands Gloria in vollem Glanze erstrahlen lassen. Folk ist nicht tot, aber er riecht streng nach Whiskey.

Willy Taub