Sanssouci
: Nachschlag

■ Sie leisten eine ganze Menge: Betten von Guy van Bossche in der Wewerka Galerie

Wie man sich bettet, so liegt man: Eine dieser denkwürdigen Weisheiten, die der Volksmund bereithält und die einen eher peinlich berühren, weil sich triviale Lebenserfahrung in ihr zu forsch kundtut. Wenn man sich also nicht vorstellen mag, sich in die Betten, die Guy van Bossche malt, hineinzulegen, dann ist der Fall komplexer. Denn in all ihrer sterilen Makellosigkeit, leer, unberührt und frisch bezogen, sind es doch absolut großartige Betten. Sie leisten eine ganze Menge. Einerseits sind sie Anlaß, die Malfläche in unterschiedliche, einfache rechteckige Farbfelder aufzuteilen. Andererseits sind sie immer als Betten im Raum zu erkennen, und unwillkürlich findet man sich mit jedem Bild mit einem völlig eigenen Stimmungsraum konfrontiert: Jugendherberge, Krankenhaus, Elternschlafzimmer, Hotelzimmer, asketische Schlafstatt für den nichtrauchenden Wochenendheimfahrer. Und wenn man gerade glaubt, es sei nur die Anordnung der unterschiedlichen Rechtecke und deren Farbgebung, die einen bewegen, Tisch, Bett, Stuhl, Schrank und Wand zu definieren, dann ist es doch nicht so.

Denn Guy van Bossches Malerei könnte man als anti-essentialistisch bezeichnen: Er traut sich durchaus, genügend Naturalismus in Form von Steh- und Nachttischlämpchen oder einem über den Stuhl gehängten Herrenhemd, einer gemusterten Tapete oder einem Schattenwurf ins Bild zu bringen, um den Eindruck einer rein bildimmanenten, malerischen Übung zu verhindern. Ob in der Schrägsicht sieben Betten hintereinandergestaffelt oder ob zwei Schlichtbetten frontal von vorn aufgenommen sind, – das über den Realismus hinausreichende, abstrahierende Moment der Bilder verdankt sich einem simplen Trick. Van Bossches Mobiliar befindet sich in fensterlosen Raumzellen. Guter Grund, diese als pure Farbflächen von zartem Rot-Rosa bis zartem Grau-Blau zu konstruieren. In der Zone zwischen Bild und Abbild angesiedelt, ist die ambivalente Erscheinung dieser Farbfelder als ein Moment von überraschender malerischer Verführungskunst zu entdecken. Brigitte Werneburg

Bis 16.7., Mo.–Fr. 14–19, Sa. 11–15 Uhr, Wewerka Galerie, Potsdamer Straße 55, Tiergarten.