If I had a hammer ...

■ Ulbrichts Gästehaus wurde gestern versteigert und brachte nur 3,5 Millionen

Berlin (taz) – DDR-Nostalgie ist zur Zeit nicht so angesagt, zumindest was Immobilien betrifft. Mitten im schönen Thüringer Wald steht das ehemalige Gästehaus des einstigen DDR-Staats- und Parteichefs Walter Ulbricht und mußte, man stelle sich vor, zwangsversteigert werden! Keiner wollte das „Hotel am Grenzadler“ haben, in dem doch bis vor fünf Jahren noch die wichtigsten Männer verkehrten. Auf 6,5 Millionen Mark wurde die Immobilie geschätzt, und für schlappe 3,5 Millionen kam sie dann endlich unter den Hammer.

Noch vor drei Jahren hatte der Schweizer Unternehmer Bernhard Schaub das Gebäude von der Treuhand übernommen. Doch der Mann verkalkulierte sich kräftig und türmte Gerüchten zufolge einen Hypothekenberg von 15 Millionen Mark auf das Gebäude am Thüringer Höhenwanderweg Rennsteig auf. Nach dem Konkurs folgte zwangsläufig die Zwangsversteigerung.

Und um wenigstens etwas von ihrem Geld zu sehen, hat nun die Aargauer Bank, eine der Gläubigerinnen, den „Grenzadler“ – der wohl so heißt, weil Oberhof nahe der ehemaligen Grenze zur Bundesrepublik liegt – für drei Millionen Mark weniger gekauft, als er eigentlich geschätzt worden war.

Warum die vier Interessenten, die sich im Vorfeld der Versteigerung gemeldet hatten, das Hotel jetzt doch nicht kauften, wurde nicht bekannt. Zwei Möglichkeiten wären denkbar: Zum einen gibt es im Wintersportort Oberhof bereits genug Hotels. Zum anderen wäre es möglich, daß die Ereignisse im vergangenen Oktober die Bieter abgeschreckt hatten. Der schwarze US-Rennrodelfahrer Duncan Kennedy war während des Weltcups von ungefähr 15 Skins zusammengeschlagen worden. Elke Eckert