Reizend zu gereizter Haut

■ Sonnenbrand – die Haut rötet sich, juckt und wirft Bläschen / Statt lindernder Salben aus der Apotheke tut's oft auch Buttermilch

Sonnenanbeter machen sich keinen Streß. Erst in die Glut legen, dann zum Apotheker gehen. Denn der hat massenweise Tuben, Cremes und Puder, die bei Sonnenbrand helfen sollen. Doch die Sache hat einen Haken: Der Rothaut ist nur oberflächlich zu helfen. Schäden, die tiefer gehen, lassen sich nicht kurieren.

ÖKO-TEST hat jetzt 35 Mittel gegen Sonnenbrand unter die Lupe genommen. Ergebnis: Viele Wirkstoffe können genau die Symptome hervorrufen, die sie bekämpfen sollen. Auch gesundheitsschädliche Konservierungsmittel und Emulgatoren sind häufig in den Produkten vorhanden. Nur 13 von 35 Produkten, die natürliche Wirkstoffe enthalten, sind empfehlenswert: Azulon Kamillenpuder und –salbe (Asta medica), Combudoron Gelee (Weleda), Dermicyl Allerg Salbe (Liebermann), Desitin Puder, Dexpanthenol Salbe (Heumann), Hamasana Salbe (Robugen), Mitosyl Salbe (Schürholz), Pantederm Salbe (Salutos), Panthenol-Salbe Lichtenstein (Ratiopharm), Panthenol-ratiopharm Wundsalbe, PC 30 N Lösung (Terra-Bio-Chemie), Ringelblumensalbe (Dr. Coerr).

Zehn getestete Mittel enthalten sogenannte Antihistaminika. Da Histamin mit für die entzündliche Hautreaktion nach übertriebenem Sonnenbad sorgt, scheint dies sinnvoll. Doch ist unklar, ob äußerlich aufgetragene Antihistaminika ausreichend tief in die Haut eindringen. Bekannt hingegen ist, daß sie bei längerer Anwendung Überempfindlichkeiten auslösen können, insbesondere bei Kindern.

Viele Hersteller setzen auf schmerzlindernde oder örtlich betäubende Wirkstoffe wie Bufexamac oder Benzoca. Doch die Nebenwirkungen reichen von Brennen, Rötungen, Bläschenbildung und stechendem Schmerz bis hin zu allergischen Reaktionen.

Auch bei manchem Naturstoff ist Vorsicht geboten, etwa bei nichtgereinigtem Perubalsam. Der Wundheilstoff enthält in dieser Form Zimtaldehyd, das relativ häufig heftige Allergien hervorruft. Auch bei der Verwendung von Johanniskraut könnte es zu Lichtal–lergien mit Quaddeln und extremer Hautrötung kommen.

Nicht unproblematisch sind auch die Darreichungsformen. Auf gereizte Haut sollten keine stark fett- und ölhaltigen Mixturen aufgetragen werden. Sie können bewirken, daß sich die Feuchtigkeit auf der Haut staut und verstärken dadurch eine Entzündung.

Bewährte Hausmittel sind gesünder: Salz- oder Essigwasser, Buttermilch- oder Joghurtauflagen. Eine milde, reizlose Hautcreme kann später zum Fetten verwandt werden. Danach sollte man eine dreitägige Sonnenpause eingelegen.

Die beste Empfehlung aber heißt: einen Sonnenbrand unbedingt vermeiden. Denn selbst geringste UV-B-Bestrahlungen verursachen Schäden an den Hautzellen. Zelleigene Reparatur-Mechanismen beheben sie zwar innerhalb von 24 Stunden, allerdings nur bis zu einem bestimmten Grad. Denn wer ständig kurz vor der Verbrennungsgrenze schmort, muß mit dem Schlimmsten rechnen: Die Folgen reichen von vorzeitiger Hautalterung bis hin zum gefürchteten malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs.

Monika Kappus