Militärs gegen Indianer

■ Ausnahmezustand in Ecuador / Generalstreik angekündigt

Quito (AFP/dpa/taz) – Nach tagelangen Protesten der indianischen Bevölkerung gegen ein neues Agrargesetz hat die konservative ecuadorianische Regierung unter Staatspräsident Sixto Durán Ballén in der Nacht zum Mittwoch den Ausnahmezustand verhängt. Seit rund zehn Tagen protestieren die Indigenas unter Führung des Dachverbandes Conaie mit ausgedehnten Straßenblockaden im ganzen Land gegen die Einführung eines neuen Agrargesetzes, das ausländischen Konzernen und Landbesitzern den Aufkauf großer Ländereien in ihren Gemeinden ermöglichen würde. In den meisten Städten waren durch die Blockaden Versorgungsengpässe aufgetreten, auch Benzin sei kaum noch erhältlich, berichtete Radio Quito. Hunderte von Lastwagen saßen an den aus gefällten Bäumen und brennenden Autoreifen errichteten Sperren fest. Bei Angriffen von Weißen und aufgebrachten Lastwagenfahrern auf indianische Blockadeposten kamen in den letzten Tagen mindestens zwei Menschen ums Leben.

Der jetzt ausgerufene Ausnahmezustand soll offenbar den Militärs größtmögliche Handlungsfreiheit gewähren. Am Dienstag hatte die Regierung die Armee angewiesen, nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Indianerverband die Straßenblockaden gewaltsam zu beenden. Nach Berichten der ecuadorianischen Medien leisteten die Indianer bei Räumungsaktionen kaum Widerstand. Auch drei indianische Radiosender wurden zeitweise von den Militärs besetzt. Unterdessen rief der Gewerkschaftsdachverband FUT für den kommenden Dienstag zu einem Generalstreik aus Solidarität mit den Indigenas auf.