OECD-Länder drücken sich

■ Weniger staatliche, dafür mehr private Entwicklungshilfe

Paris/Berlin (dpa/taz) – Die Entwicklungshilfe aus den Industrieländern in die Länder des Südens hat 1993 zwar einen Rekordstand erreicht. Das ist aber keineswegs das Verdienst der Regierungen. Der Entwicklungshilfeausschuß der OECD (CAD) teilte gestern mit, daß insgesamt 160 Milliarden Dollar aus den OECD-Mitgliedsländern an Entwicklungshilfe gezahlt wurde, immerhin sieben Milliarden mehr als 1992.

Doch die staatliche Entwicklungshilfe ist dabei deutlich zurückgegangen: von 60,8 Milliarden auf 51,8 Milliarden Dollar. Von dem Versprechen, das die Industrieländer erst wieder bei der Rio- Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 gegeben haben – nämlich 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe aufzuwenden –, bleibt nicht viel. Die gut 50 Milliarden Dollar an staatlicher Entwicklungshilfe machen durchschnittlich nur 0,29 Prozent des Bruttosozialprodukts der OECD-Länder aus.

88 Milliarden Dollar brachte der private Sektor auf. Es habe einen deutlichen Anstieg von Anleihen, von Beteiligungen und Direktinvestitionen, insbesondere auch aus den USA, gegeben. Dieser habe den Netto-Rückgang der internationalen Bankkredite mehr als ausgeglichen, erklärte CAD- Präsident James H. Michel.

Die staatliche Entwicklungshilfe sei besonders kräftig in den USA, der Schweiz und Finnland geschrumpft. Einen Rückgang habe es auch in Deutschland, Kanada, Italien, Japan, Norwegen und Schweden gegeben. Von den 21 Ländern im CAD hätten nur Irland, Australien, Österreich, Dänemark, Spanien, Luxemburg und Großbritannien ihre Hilfe erhöht.