....schon aus?

■ Nach tollem Start ließ Hamburg sein spannendstes Theater verrecken

„Seid realistisch, fordert das Unmögliche!“ Die 68er-Parole stand am Anfang des Jugendtheaters für Hamburg auf Kampnagel, nachdem das Klexs-Theater 1990 sein Domizil am Großneumarkt hatte räumen müssen. Der damalige Kultursenator Ingo von Münch berief 1991 Jürgen Zielinski zum Leiter des Projektes, das in gut zwei Jahren demonstrierte, daß Jugendtheater eine eigenständige Kunstform ist. Eine Kunstform, die in der Lage ist, auf aktuelle Themen, Probleme, Entwicklungen einzugehen, wie in Abwege - Ganz normal nach rechts oder PickelGrabFerrari, einem Traumsturm verkannter Gefühle, hohler Ideale und unbändiger Instinkte. Oder Alles Matjes - Es ist doch gar nichts passiert, ein krachkomischer Totentanz auf einem sinkenden Giftschiff. Oder Hush- Gewohnheitstiere, ein beklemmendes Idyll, in dem sechs Menschen ihr Dasein auf einem Scherbenhaufen verlorener Hoffnungen fristen. Und noch im Januar 1994 bringt das JAK aller kulturpolitischen Aussichtslosigkeit zum Trotz Schneidbrenner/Kidnapper, zwei Kurzstücke des jungen Schweden Magnus Dahlström, heraus.

Erinnert sei an ein Märchen der Brüder Grimm. Wie erging es doch dem „Eigensinnigen Kind“? Der liebe Gott hatte kein Wohlgefallen an ihm, und schon bald lag es auf dem Totenbettchen. Das hat zwar nichts mit emanzipatorischer Pädagogik zu tun, aber mit einer Wirklichkeit, die sich kulturpolitisch im 19. Jahrhundert festmacht. Hamburg ist wieder die Stadt der Weihnachtsmärchen: armes, reiches Tor zu welcher Welt? jkn