INDEX ON CENSORSHIP

■ THE MAGAZINE FOR FREE SPEECH

Jahrestage kommen und gehen. So auch der des Massakers vom Tiananmenplatz am 4. Juni 1989. Auch die Drohgebärden „des mächtigsten Mannes der Welt“ sind gekommen und gegangen. Der chinesische Markt ist für uns eine Versuchung, der man offenbar nicht widerstehen kann. Und so wird von jeder exportabhängigen Nation das Junktim von Wirtschaftshilfe und Menschenrechten zunehmend wieder aufgegeben, wo es an erster Stelle um die soziale Befriedung durch Arbeit und Profit im eigenen Land geht.

Aber welche Zustände herrschen in China? Was ist die (eine) Wahrheit über das Land? Wer beschreibt sie? Wer unterdrückt sie? Wer hilft dabei? Die Geschichte der Schriftstellerin Wen Yuhong berichtet vom Innendruck einer Gesellschaft, die seit 55 Jahren Volksrepublik ist – und davor auch keine Demokratie war, sondern ein von Revolten, Gegenrevolten und Kriegen verwüstetes Land. Die Tatsache, daß die Geschichte der „verrückten Stadt“, wie John Gittings deutlich macht, auch eine Geschichte von '68 ist, sollte uns erschrecken und vor moralischer Überheblichkeit eigentlich bewahren.

Wirtschaft und Menschenrechte spielen auch im allgemein herrschenden Schweigen zu Ost-Timor keine geringe Rolle. So erwähnt Robert McCrum in seiner Reportage auf diesen Seiten die Waffenlieferungen Großbritanniens an Indonesien. Und kürzlich mußte eine fünftägige Konferenz in Manila über die Lage der Bevölkerung Ost-Timors ohne 34 Ausländer stattfinden: die Philippinen waren von Indonesien damit unter Druck gesetzt worden, man könne wirtschaftliche Abmachungen (Volumen: 300 Millionen Dollar) auch wieder rückgängig machen ...

Die Anzeige von Index on Censorship macht taz-LeserInnen ein besonders günstiges Abonnement-Angebot. Wer sich zunächst ein Bild vom neuen Index machen will, kann ihn über die Heinrich-Böll-Stiftung (Brückenstraße 5-11, 50667 Köln, Fax 0221-207 11 51) beziehen. Uta Ruge, London