Sprung in die Gegenwart

■ Weltkultursommer mit African Heritage und Black Blanc Beur

„So wie ihr euch jetzt verhaltet, so wie ihr ohne Zank beieinander sitzt, seid ihr auf dem richtigen Weg, dem Weg des Friedens“, dräute der König seinem Volk auf den Rängen beim Weltkultursommer 94. Der von Audrey Motaung eingesetzte Monarch sorgte mit menschheitsgeschichtswissender Stimme für Atmosphäre. Die durchwirkte am Samstag auf Kampnagel ein Fluidum des Einverstandenseins. Enthusiastischen Spaß demonstrierten die TrommlerInnen und TänzerInnen von African Heritage. Außerdem, das zeigte das Stück, wird eine Geschichte, die man immer wieder erzählen kann, nicht einfach zum Klischee. Die Geschichte vom Leben in der Stadt Hamburg kann zum Beispiel immer wieder, aber nie ganz zu Ende erzählt werden. Das schützte die Inszenierung davor, in nachgestellte Folklore abzurutschen. Das getanzte Fordern, Stürmen und Erzählen schaffte den Sprung in die Gegenwart: Wie eine Art Choreo-Graffiti wahrten die Darbietungen Schnelligkeit und Auffälligkeit. Aus vermeintlichen Flüchtigkeiten bleibende Eindrücke zu bauen, stellten African Heritage als Aufgabe des Theaters vor.

Die noch im vergangenen Jahr gefeierten Black Blanc Beur demonstrierten am Freitag mit der Aufführung ihres sechs Jahre alten Stückes Moniseur Zzarbi die Zerfallzeit von Ideen. Was sich seinerzeit wie direkt vom Leben abgeschrieben ausnahm, wirkte jetzt so gegenwärtig und informativ geräuschvoll wie ein Stummfilm. In der sozialen Realität der Mitglieder von Black Blanc Beur scheint sich im Gegensatz zu ihrer künstlerischen Auseinandersetzung einiges geändert zu haben. Nicht gerade ein Anlaß zum Weitererzählen.

Kristof Schreuf