Hohe Beteiligung

■ Präsidentschaftswahlen in der Ukraine / Verhältnis zu Rußland

Kiew (AFP) – Bei den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine hat sich gestern eine vergleichsweise hohe Beteiligung abgezeichnet. Wie die Wahlkommission in Kiew mitteilte, hatten bis 15 Uhr bereits über 50 Prozent der insgesamt 38 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Damit ist die Wahl gültig. Mit den Präsidentschaftswahlen entscheiden die Ukrainer in erster Linie über das künftige Verhältnis ihres Staates zu Rußland.

Aussichtsreichste Kandidaten sind der amtierende Präsident Leonid Krawtschuk, der einen eher nationalistischen Kurs verficht, und der frühere Ministerpräsident Leonid Kutschma, der für engere Beziehungen zu Moskau eintritt. Insgesamt bewarben sich 7 Kandidaten um das höchste Staatsamt. Sollte keiner von ihnen die absolute Mehrheit erhalten, findet am 10. Juli ein zweiter Wahlgang statt. Erste Ergebnisse wurden frühestens Montag morgen erwartet.

Die Wahlberechtigten in der Ukraine waren ferner aufgerufen, die Gemeinderäte und Regionalparlamente zu wählen. Krawtschuk und Kutschma, die nacheinander im selben Kiewer Wahllokal votierten, bekräftigten bei der Stimmabgabe ihre widerstreitenden Positionen. Kutschma, der von Oktober 1992 bis September 1993 an der Spitze der ukrainischen Regierung stand, zeichnete vor Journalisten ein düsteres Bild der ukrainischen Wirtschaft und setzte sich für massive Unterstützung aus dem Westen ein. Am Vormittag gab auch Krawtschuk seine Stimme ab und unterstrich dabei seine Bestrebungen, die Ukraine in jeder Hinsicht unabhängig zu machen. Krawtschuk hat das Amt des Präsidenten seit der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine im Dezember 1991 inne.

Die politische Stimmung wird auch durch die Autonomiebestrebungen der russischen Minderheit auf der Halbinsel Krim belastet. Die Russen auf der Krim streben eine Rückkehr zu Rußland an, was von der Regierung in Kiew abgelehnt wird.