Alle Macht den roten Genossen

■ Die PDS stellt in Hoyerswerda ihren ersten OB

Berlin/Hoyerswerda (taz) – Die ehemalige sozialistische Musterstadt ist wieder rot. Am 1. August streift sich Horst-Dieter Brähmig das Band des Oberbürgermeisters über die Brust. Der PDS-Mann obsiegte am Sonntag bei der Stichwahl um das höchste Amt in der sächsischen Stadt. Als erster PDS- Genosse in der Bundesrepublik schaffte er mit einem Ergebnis von 51,6 Prozent der Stimmen den Sprung auf den Chefsessel. Da nützten auch die verzweifelten Aufrufe aus den Dresdner Parteizentralen zum geschlossenen Auftreten gegen die PDS nichts – die große Koalition von CDU, SPD und DSU konnte den Durchmarsch nicht verhindern. Der einzige Gegenkandidat, Klaus Naumann, SPD, hatte im zweiten Wahlgang das Nachsehen.

Brähmig, 56 Jahre alt, leitet derzeit noch das Straßenverkehrsamt der 62.000 Einwohner zählenden Stadt. „Ich habe das Wahlergebnis erwartet“, kommentierte er gelassen. Zu DDR-Zeiten hat er beim Rat des Kreises Hoyerswerda gearbeitet. 1971 wurde er Mitglied der SED.

Der Sieg des PDSlers kommt in der Stadtverwaltung nicht gut an. „Was haben wir den Menschen hier nicht alles gebracht“, sagte Wahlleiter Peter Siebert. „C&A ist da, ein Einkaufszentrum wird gebaut, eine Ziegelei ist hier.“ Die Arbeitslosigkeit liege mit rund 17 Prozent unter dem Durchschnitt der Region. Nein, erklären kann sich der Mann aus dem Westen den Erfolg überhaupt nicht.

Mit dem Pogrom vom September 1991 hatte sich Hoyerswerda einen Namen als Hochburg der Rechten gemacht. Der Sieg Brähmigs will nicht so recht in dieses Klischeebild passen. Aber schon damals war die PDS im ersten freigewählten Stadtparlament die stärkste Fraktion hinter der CDU. Demnächst wird sie 16 von 42 Sitzen im Stadtparlament einnehmen. Die CDU stellt den derzeit amtierenden Oberbürgermeister. Armin Ahrendt enthält sich eines Kommentars zum PDS-Sieg. Der West-OB kurt seit gestern. roga