AnwohnerInnen drohen mit Randale

■ Kein neuer Standort für Drobs gefunden

Der Sommer ist da. Und die Drobs müßte weg sein. Doch noch immer warten Drogenabhängige in großen Trauben auf Spritzentausch, Mittagessen und ärztliche Versorgung vor der Drogenberatungsstelle in der Bauernstraße im Viertel. Noch immer wird gedealt in Hauseingängen, gespritzt in Toreinfahrten, klagen die AnwohnerInnen. Vor einem Jahr hat der Beirat Mitte die Verlegung der Drobs beschlossen, Gesundheitsstaatsrat Hoppensack sagte die Verlegung zu, doch neue Räume sind nicht gefunden worden. „Wir werden wohl wieder Politik auf der Straße machen müssen“, drohte gestern die Initiative. Auf der Beiratssitzung nächsten Montag soll ihnen der Staatsrat Rede und Antwort stehen.

Untätigkeit allerdings will sich die Gesundheitsbehörde nicht vorwerfen lassen. Sogar eine Maklerumfrage ist offenbar gemacht worden. Grade wieder habe man mehrere Objekte zwischen Weser und Bahnlinie geprüft. Zum Beispiel die alte Staatsbibliothek am Breitenweg, die aber wegen der jahrelangen Pestizidbesprühung der Museumsbestände völlig verseucht sei. Außerdem das Gebäude Langenstraße 35, aus dem bald das Amt für Soziale Dienste ausziehen wird. Das Grundstück wird aber wohl verkauft, das ziemlich marode Gebäude abgerissen. Und man „prüfe“ weiterhin. Die AnwohnerInnen können's nicht mehr hören: „prüfen“! Das laufe doch immer darauf hinaus, daß die Hauseigentümer im letzten Moment absagen.

Dabei gebe es doch ein Alternativobjekt, so die Initiative: die Büroräume der Senatskommission für das Personalwesen (SKP) über der Sexshop- und Spielsalonzeile hinter dem Siemenshochhaus: erreichbar, ausreichend groß ... Aber der Staatsrat der SKP, der Dopatka, der habe es verbockt. Der habe die Räume dem Finanzsenator gegeben – „einfach feig“.

Nee, so einfach ist die Welt nicht, sagt dazu Dopatka: Die SKP ziehe bis zum 1.1.1995 aus diesen Räumen aus, dann fielen die automatisch in die Gewalt des Finanzsenators zurück, dem Herrn aller staatlichen Räumlichkeiten.

Der Finanzsenator residiert gleich schräg gegenüber der Sex- und Spielzeile. Es wird gemunkelt, daß die Finanzbehörde sich den schicken Platz vorm Haus des Reichs nicht von Junkies beeinträchtigen lassen wolle.

Die Drobs jetzt erstmal ersatzlos zu schließen, das wollen aber weder die AnwohnerInnen noch die DrobsmitarbeiterInnen. Dann nähme das Elend erst recht zu. Am Freitag lädt die Drobs aus Protest zu einem öffentlichen „Druck-In“ mit Kaffee und Kuchen. cis