Wirtschaftskrise in Venezuela

■ Präsident beschließt Kontrolle der Wechselkurse

Caracas (AFP/taz) – Zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise in Venezuela hat Präsident Rafael Caldera beschlossen, Kontrollen des Wechselkurses sowie der Preise für Grundnahrungsmittel einzuführen. In einer Rundfunkansprache sagte Caldera am Montag, daß er für sein Maßnahmenpaket insgesamt sechs Artikel der Verfassung vorübergehend außer Kraft setzen werde, darunter die Garantien für Eigentumsrechte und der Bewegungsfreiheit sowie das wirtschaftliche Grundrecht auf gewinnbringende Aktivitäten. Der Staatschef gab ferner bekannt, daß er für die ärmsten Bevölkerungsschichten Gutscheine für Lebensmittel und Transport ausstellen lassen werde. Außerdem sollten kleine und mittlere Industriebetriebe verstärkt gefördert werden. In den vergangenen Wochen hatten die sozialen Unruhen in dem südamerikanischen Land zugenommen. Auch Gerüchte über einen möglicherweise bevorstehenden Staatsstreich hatten sich gemehrt.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise in Venezuela hat sich in einem drastischen Verfall der Landeswährung, des Bolivar, niedergeschlagen. Seit Januar hat der Bolivar gegenüber dem US-Dollar um 50 Prozent an Wert verloren. Die Zinsraten haben inzwischen die astronomische Höhe von 86 Prozent erreicht. Im Januar ging die Banco Latino, die zweitgrößte Bank des Landes, in Konkurs. Seitdem haben weitere sieben Banken schließen müssen. Die schwerwiegenden Probleme des Landes, das 90 Prozent seiner Devisen mit Öl erwirtschaftet, haben ihre Ursache im Preisverfall für diesen Rohstoff an den Weltmärkten.

Caldera räumte in seiner Ansprache ein, daß er bei seinem Amtsantritt Anfang Februar eine Kontrolle des Wechselkurses als Maßnahme noch ausgeschlossen hatte. Die Krise des Finanzsystems und die Zunahme der Finanzspekulationen sowie die „wachsenden Gerüchte“ über die politische Instabilität des Landes machten diesen Schritt jedoch notwendig.