Ozon: Hessen bremst

■ Landesregierung will bei 240 Mikrogramm ein Tempolimit verhängen

Wiesbaden (AP) – Die hessischen Behörden bereiten sich auf einen landesweiten Ozonalarm mit drastischen Verkehrsbeschränkungen vor. Wie Verkehrsminister Lothar Klemm gestern sagte, geht die Landesregierung davon aus, daß bei dem schönen Wetter der Grenzwert von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft bald überschritten wird. In diesem Fall werde in Hessen ein Tempolimit von 90 Stundenkilometern auf Autobahnen und 80 auf Landstraßen verhängt.

Nach Klemms Worten wird die Bevölkerung mit Rundfunkdurchsagen jede halbe Stunde über den Ozonalarm informiert. Die Polizei werde die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung kontrollieren und Temposünder ermahnen: „Wir setzen zunächst nicht auf Strafe, sondern auf die Einsicht der Bevölkerung.“ Schließlich sei die Gesundheit aller Bürger, auch die der Autofahrer, durch Ozon gefährdet.

Der SPD-Politiker betonte, der Ozonsmog könne nur durch eine flächendeckende Drosselung des Verkehrs wirksam bekämpft werden. Lokale Tempolimits seien nutzlos, weil die Ozonkonzentration an der hessischen Landesgrenze nicht haltmache.

Geschwindigkeitsbegrenzungen und weitere Maßnahmen bis hin zum völligen Fahrverbot für Autos ohne Katalysator haben gestern auch Umweltverbände beim Auftreten des gefährlichen Sommersmogs gefordert. Eine bundesweite Sommersmogverordnung gibt es gegenwärtig noch nicht. Eine Vorlage des Bundesumweltministeriums soll ab 1. Juli 1995 wirksam werden. Danach werden Beschränkungen möglich, wenn die Ozon-Vorläufersubstanzen Stickoxide den Grenzwert von 160 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten, bei Benzol gilt als Grenzwert 15 Mikrogramm (ab 1. Juli 1998: 10 Mikrogramm) und bei Ruß 14 Mikrogramm (8 Mikrogramm).

Der Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Burkhard Reinartz, forderte im Saarländischen Rundfunk einen Ozongrenzwert von 120 Mikrogramm.