Ein Jubiläum mit zuvielen Hindernissen

■ Rückgang des Wettgeschäftes und Klagen erboster Tierschützer überschatten Horner Derbywoche

Lange Gesichter bei der Führungsriege des Hamburger Rennclubs. Dabei hatten sich die Veranstalter des 125. Deutschen Derbys auf der Horner Galopprennbahn in ihrem Jubiläumsjahr mächtig viel vorgenommen. Doch schon nach dem vierten Tag der Derby-Woche sind besorgniserregende Umsatzeinbußen im Wettgeschäft zu verzeichnen. Um fast 18 Prozent ist etwa am Mittwoch das Geschäft an den Totalisatoren zurückgegangen und das trotz optimaler Witterung.

Am Ambiente kann es nicht liegen. Auch in diesem Jahr wetteifern die Bewohnerinnen Hammonias um die goldene Krempe der Hut-Couture, lassen Kaffeeröster ihre Pferdchen laufen und für das eigentliche Derby (am Sonntag) hat sich wieder die übliche Prominenz angekündigt. Das Angebot an zu bewettenden Pferden ist bei dieser Veranstaltung ebenfalls nicht schlechter als in den Vorjahren. Zumal dies wirklich keine entscheidende Rolle spielt, ist es doch der Traum vom schnell verdienten Geld, der in den mit Wettschaltern vollgestopften Katakomben der Rennbahntribüne eigentlich zählt. „Ich würd' auch auf eine Kuh setzen“, sagt der 38jährige Fritz M. aus Billstedt, während er seine Wettzettel mit den Prognosen der Zockerbibel „Sportwelt“ abstimmt.

Freude anderenorts über die Rezession am Wettschalter. Wie in den Vorjahren kämpfen Hamburger Tierschützer gegen das Treiben auf der Horner Rennbahn. „Hier werden Pferde aus Profitgründen zu Tode gehetzt“, beklagt der Hamburger Rechtsanwalt Prof. Klaus Sojka. Bereits in den Vorjahren hatte der Bundesvorsitzende des Weltschutzbundes für Tier- und Umweltschutz aufgrund mehrerer tödlicher Pferdeunfälle – gerade während sogenannter Jagdrennen – Strafanzeige gegen die Veranstalter, Förderer, aktiven Bediensteten und verantwortlichen Behördenangestellten erstattet. Damals wurden die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft eingestellt, weil sich kein vorsätzlicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ergeben hatte.

Dieses Jahr haben sich schon wieder zwei Pferde Beinbrüche zugezogen, so daß sie vom Rennarzt eingeschläfert werden mußten. „Solche Stürze sind nicht hundertprozentig auszuschließen“, sagt Günther Gudert, Geschäftsführer des Hamburger Rennclubs. Doch ein Verzicht auf die spektakulären Jagdrennen, bei denen Pferde im Galopp über Hindernisse gejagt werden, ist nicht geplant. Stattdessen wurde im Vorjahr stolz ein neuer Krankenwagen präsentiert, mit dem verletzte Vierbeiner angeblich schmerzfrei von der Rennstrecke entfernt werden können.

Der wird auch künftig eingesetzt werden müssen. „Wer würde sich denn noch Pferderennen ansehen, wenn nicht dieser perverse Nervenkitzel da wäre“, beklagt Tierschützer Sojka. Max Schulz