■ Soundcheck
: Olodum / Dub Conference / Elvis Costello

Heute Abend: Olodum. Der sanfte Ton eines Sopransaxophons setzt an und nach ein paar Takten steigen die Trommler ein. Für eine Minute treibt die Spannung auf dem Höhepunkt, dann folgt eine kurze Stille und die Szene wechselt, die Dramaturgie ändert sich. Es ist der Auftakt von Etiopia Mundo Negro, die erste Komposition aus Revolution In Motion der brasilianischen Gruppe Olodum, eine Platte, die von ursprünglich afrikanischen Trommelrhythmen geprägt ist. Die Aufnahmen sind eine Art „Best of ...“ aus vier Platten, die in Brasilien erschienen sind, bevor Paul Simon die fünfzehn Trommler und den Saxophonisten auf einem Platz im Stadtteil Pelhourinho in Salvador de Bahia für sich entdeckte. Olodum ist ein Gott des Candomble, der mit den Sklaven der afrikanischen Yoruba nach Südamerika gelangten Voodoo-Religion. In Salvador wird in den Karnevalsvereinen die jahrhundertealte Tradition lebendig gehalten. In einem solchen gründete sich 1979 auch das Trommelorchester, das aber längst nicht mehr nur in der Karnevalszeit die Gemüter erhitzt.

Nikos Theodorakopulos

Fabrik, 21 Uhr

Außerdem: In der Roten Flora findet die 9. Dub Conference mit Rapper, bunten Lichtern und neuen Mixes von Di Iries und Alpha&Omega statt. Sir Edward, der Kranke, Vertreter eines zappaesken Rock'n'Roll-Schmierentheaters, gastiert derweil im Marquee. Ebendort fällt morgen das angesagte Konzert aus, dafür gibt es einen „Black is in the House“-Club mit DJ.

Gehört: Elvis Costello. Wenn Songwriter in die Jahre kommen, packt sie irgendwann der Drang nach Veränderung und sie befriedigen ihr Ego mit Experimenten. Nach dieser kreativen Erholungsphase kriegen sie entweder gar nichts mehr gebacken oder aber sind besser denn je. Elvis Costello darf man nach seinem Konzert im Stadtpark beruhigt zur zweiten Kategorie zählen. Und weil er weiß, wie leicht sich live auch die brillantesten Songs ruinieren lassen, hat er das Entertainment minimalistisch perfektioniert: Mit einer einzigen lakonischen Geste schlendert er vom großen Gefühl zur ironischen Distanz. So gelingt ihm eine optimale Übersetzung des Phänomens Elvis Costello, an dem jenseits des musikalischen Genies immer nur die Brille auffiel. Daß er die Bühne wieder mit seiner alten Band The Attractions, die dem Meister perfekt und solide zuarbeiten, teilt, hat eher Symbolcharakter: nach Jahren des Zorns und der Zweifel hat Costello seine Rolle im Popbusiness mit sich selbst ausgehandelt und sogar Gefallen daran gefunden. Björn Ahrens