„Kuppel light“ statt Leuchtturm-Variante

■ Ältestenrat des Bundestages hat sich für die Glaskuppel auf dem Reichstag entschieden / Gesamtumbau soll Kosten von 600 Millionen Mark nicht überschreiten

Der Ältestenrat des Bundestages hat sich mit großer Mehrheit für den Bau einer eiförmigen Kuppel auf dem Reichstag entschieden. Das teilte Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) gestern nach der Sitzung des Gremiums im Berliner Reichstag mit. Der mit dem Reichstags-Umbau beauftragte britische Architekt Norman Foster könne nun im Rahmen der Entwurfsplanung mit der detaillierten Ausgestaltung bis zur endgültigen Kuppelform beginnen. Dabei müsse das Konzept für eine natürliche Belüftung beachtet sowie der Kostenrahmen von 600 Millionen Mark für den gesamten Reichstags-Umbau eingehalten werden. Nicht zum Zuge gekommen ist die von Foster selbst und von der SPD-Fraktion favorisierte „Leuchtturm“-Variante für einen zylindrischen Aufbau.

Der Streit um die Neugestaltung des Reichstages hat die Bonner Abgeordneten fast anderthalb Jahre beschäftigt. Nicht gerade von Entscheidungsfreude durchdrungen war bereits die Jury des Architekturwettwerbes, die im Februar 1993 gleich drei erste Preise vergab. Den endgültigen Zuschlag für den Umbau des Reichstags erhielt schließlich im Juni 1993 Norman Foster mit einem überarbeiteten Modell. Seitdem hat Foster im Auftrag der Parlamentarier immer wieder neue Entwürfe vorgelegt, zuletzt vor zwei Wochen.

Entgegen seiner Überzeugung wird er nun dem hundertjährigen Gebäude eine Glaskuppel aufsetzen, die sich jedoch nicht an dem historischen Dachaufbau von Paul Wallot orientieren soll, wie von der Unionsfraktion noch in dieser Woche gefordert. Der Wunsch der CDU/CSU-Fraktion, die Kuppel den „Proportionen der historischen Architektur“ anzunähern, scheiterte. In der Baukommission des Bundestages sei dieser Vorstoß noch vor der Entscheidung des Ältestenrates mit sieben zu acht Stimmen abgelehnt worden, berichtete der Vorsitzende des Gremiums, Dietmar Kansy. Er betonte, das jetzige Votum des Ältestenrates sei notwendig gewesen, weil jede Verschiebung eine Verzögerung des Parlamentsumbaus von einem halben Jahr gebracht hätte.

Die „Kuppel light“, wie sie in den bisherigen Überlegungen gern bezeichnet wurde, soll einen Grundriß von 25 Metern haben und ebenfalls 25 Meter hoch sein. Fosters Projektleiter Mark Brown sagte, für sein Architekturbüro sei jedoch die Kuppellösung nur die zweitbeste Version, weil sie nicht dieselbe Leistungsfähigkeit habe wie der urspünglich vorgeschlagene „Leuchtturm“. Abgesehen von ihren Untertönen des 19. Jahrhunderts, bedürfe die Kuppel zusätzlicher Tragwerke, was sich auf den Raum auf dem darunterliegenden Geschoß negativ auswirken werde. Doch es sei weitaus besser, die Kuppel zu bauen, als „nichts zu tun“. Da die Entscheidung des Bundestages verspätet gefallen sei, werde der Reichstag wahrscheinlich nicht Ende 1998, sondern erst im Frühjahr 1999 umgebaut sein. taz/AP/AFP/dpa