Mit Gummiknüppel

■ Leitender Sozialarbeiter kritisiert Gutachten

Auslöser für den Eklat um Kuttula war ein Papier des Jugendamtes Prenzlauer Berg, das vor vier Wochen den Berliner Jugendlichen Sven E. aus Kuttula rausholte.

Durch Beschluß des Berliner Verwaltungsgerichts vom 21. Juni wurde dem dortigen Leiter, Manfred Rabatsch, untersagt, Behauptungen zu wiederholen, dies sich auf Berichte von Sven und einer Berliner Sozialarbeiterin, die ebenfalls in Kuttula war, stützen (beide liegen der taz vor).

„Wir werden gegen den Beschluß Beschwerde einlegen“, sagt Rabatsch zur taz. Dafür habe er eine „fachliche Analyse“ des Blandow-Gutachtens – der Grundlage für den Gerichtsbeschluß – erstellt. Fazit: Die Vorgehensweise sei „fahrlässig und vorschnell“ in den Schlußfolgerungen und „oberflächlich in der Methode“.

Beispiel: Blandow räumte im Gespräch mit Rabatsch ein, daß sich in den fünf für Suchaktionen zur Verfügung stehenden Jeeps der Kuttula-Vereinigung Gummiknüppel befinden. In dem Gutachten wird dies nicht erwähnt. Dort ist lediglich vom „gezielten Schlag“ die Rede, mit dem „Alt-Kuttulaner“ Jugendliche entwaffnen dürfen.

Zum zweiten ,so Rabatsch , habe der Wissenschaftler Blandow mit keinem einzigen der drei Jugendlichen gesprochen, die von Kuttula weg sind und Kritik üben. Auch mit den Eltern nicht. In der Fachwelt sei aber Konsens, daß man bei der Untersuchung skandalöser Heimzustände immer von der Untersuchung konkreter Einzelfälle ausgehen müsse. Rabatsch: „Im Mittelpunkt muß das Gespräch mit Betroffenen stehen“.

Zum dritten habe Blandow § 45 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes nicht ernstgenommen. Demnach gehöre zur Überprüfung einer Einrichtung, sich die Qualifikationsnachweise der beschäftigten Mitarbeiter vorlegen zu lassen. Rabatsch: „Das hat Blandow nicht getan.“ So werde im Gutachten ein Lehrer erwähnt, der keiner sei.

Viertens habe sich der Gutachter mit den Erziehungsprinzipien nicht unter „fachqualifikatorischen Gesichtspunkten“ auseinandergesetzt, sondern „bildhafte Prosa“ geliefert.

Rabatschs Einschätzung: „Die Prinzipien Kuttulas werden immer wieder dazu führen, daß Jugendlichen Gewalt angetan wird“. So sei die unbedingte Verhinderung von Flucht das „sinnfällige Symbol einer geschlossenen Unterbringung“. kaj