■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten
: Wenn ein Genosse umzieht...

Wenn SPD-PolitikerInnen umziehen, dann geht es um mehr als nur um privates Wohlbefinden: „Welchen Ortsverein verläßt er bzw. sie?“ ist die Frage, die sich die Genossen sofort stellen. Denn auf die vorderen Plätze der Liste zur Bürgerschaft kommt nur, wer von seinem Ortsverein dafür nominiert wurde, normalerweise. Gibt es also in einem Ortsverein einen verdienten Genossen, der den Vorsitz führt und für langjähriges Schuften auch mit dem Bürgerschaftsplatz belohnt wurde, dann wird – zieht er um – ein Karriereplatz frei. Umgekehrt – umgekehrt. Für Senatoren-Karrieren wäre die Unterbezirkszugehörigkeit ähnlich wichtig: Aus Bremerhaven oder Bremen-Nord gibt es einen (und meist nur einen) Senator.

Dies weiß jeder Sozialdemokrat, deshalb sind Umzüge Parteigespräch. Peter Sakuth, ehemaliger Innensenator und derzeit Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bremen-West, wird umziehen – nach Bremen-Nord. Aus Bremen-Nord sitzt Sabine Uhl im Senat – angesichts des Frauenmangels unter senatorablen SPD-PolitikerInnen schwer zu verdrängen, trotz alledem. Da wäre auch der derzeit drängende Detmar Leo vor. Aber Sakuth drängt es nicht mehr. „Meine Frau hat das so entschieden“, sagt er über seinen Umzug, frei von Karriere-Plänen. Nur daß er seinen Posten als UB-Vorsitzender im Bremer Westen behalten darf, obwohl er dort nicht mehr wohnt, zumindest bis 1996, das hat er vorab geklärt. Aus der Politik gestürzt, hat er bei der Wohnungsbaufirma Interhomes einen Job übernommen – mit Erfolg, wie man sieht. Höchstens auf den Posten des Parlamentspräsidenten spekuliere er, sagt man ihm nach, aber der scheidende Dr. Dieter Klink weiß das mit dem Gerücht zu torpedieren, eine Frau sei diesmal dran.

Umgezogen ist auch der Fraktions-Vize Reinhard Barsuhn – nach Woltmershausen. Das ist ein Ortsverein, der bisher nicht im Parlament vertreten war und nun – Krönings Verzicht sei dank – mit der Nachrückerin Edith Wangenheim zum Zuge kommt. Sie zu verdrängen – unmöglich. Als zweiter aus Woltmershausen einen sicheren Listenplatz zu bekommen, könnte schwierig werden, zumal Barsuhn 15 Bürgerschaftsjahre hinter sich hat und in manchen SPD-Unterbezirken die Rotation nach 12 Jahren beschlossen ist. Barsuhn hat Glück: In Sakuths UB-West gilt das nicht. Und wenn es noch beschlossen würde? Barsuhn: „Der Beschluß würde mich nicht treffen.“ Unglaublich, findet

Rosi Roland