Verbrechern auf der Sekret-Spur

■ Bremer Kriminaltechnik hat endlich eigenes Labor – zum Beispiel für Sperma-Analysen

Die Biologin Angela Stoklosinski hat einen gewöhnungsbedürftigen Job: Sie analysiert Unterwäsche. In ihrem Labor liegen säckeweise Kleidungsstücke von Vergewaltigungsopfern und Verdächtigen. „Zuerst wird jedes Kleidungsstück mit dem bloßen Auge auf Flecken untersucht, die werden dann markiert und unter dem Mikroskop genauer betrachtet“, erklärt sie das Verfahren. Der Arbeitsplatz der Biologin ist aber eben auch kein normaler Laborarbeitsplatz, sondern einer bei der Polizei.

Seit kurzem nämlich hat die Bremer Polizei ein eigenes serologisches Institut. „Für die Untersuchung von Blut und Körpersekreten“, wie gestern sehr stolz Horst Gloger erklärte, der Leiter der Kriminaltechnik im Bremer Polizeipräsidium. „Dadurch werden wir viele Fälle schneller lösen können.“ Abgesehen vom Saarland, das überhaupt keine Kriminaltechnik hat, ist Bremen damit das letzte Bundesland, das ein eigenes serologisches Labor erhält.

Bislang mußte die Bremer Polizei ihre Proben in andere Bundesländer oder ans Bundeskriminalamt schicken. Die KollegInnen dort hatten aber selbst genug Arbeit, so daß sich die BremerInnen immer ganz hinten in der Warteschlange einreihen mußten. Das konnte dann schon mal ein dreiviertel Jahr dauern. Und in der Zwischenzeit verfolgten die KripobeamtInnen oft falsche Fährten.

Wenn es ganz schnell gehen mußte, schickte man das Beweismaterial an rechtsmedizinische Institute. „Aber die schicken hinterher auch gesalzene Rechnungen“, sagt Gloger. Das eigene Labor wird also in Zukunft Kosten sparen. Die Einrichtung hat 350.000 Mark gekostet, dazu kommt die feste Stelle für eine Biologin.

Gloger hofft, daß sie über das interne Behördenkarussell noch eine Laborassistentin bekommen, denn bis jetzt muß Dr. Angela Stoklosinski von der Untersuchung bis zur Bestellung des Laborbedarfs alles alleine machen. Und das ist nicht wenig. Im letzten Jahr gab es in Bremen 550 Kapitalverbrechen, bei deren Bearbeitung circa 2.000 serologische Untersuchungen anfielen. Weniger werden es dieses Jahr wohl auch nicht, vermutet Gloger.

Ganz auf dem neuesten Stand ist das Labor allerdings noch nicht. Für DNA-Analysen fehlen die Geräte. Stoklosinski hofft, daß die 80.000 Mark dafür noch dieses Jahr bewilligt werden. „Bei vielen Verbrechen, zum Beispiel auch bei Vergewaltigungen, haben wir nur Mikrospuren, und da kann man mit der DNA-Analyse viel genauere Aussagen machen als mit den herkömmlichen serologischen Methoden.“

Es gibt aber auch harmlosere Vorfälle, wie kürzlich die Aufregung um eine „Blutschleifspur“ auf einem Bremer Friedhof. Bevor eine große Fahndung nach Opfer und Täter angeleiert wurde, konnte die Biologin Stoklosinski Entwarnung geben: Bei der Schleifspur handelte es sich um Tierblut. kaz