Kurden-Protest gegen Todesschuß

■ Mollies gegen Wachen /„Wir fühlen uns nicht als Mörderbande“

Der tödliche Schuß in den Rücken des 15jährigen Kurden Ayhan Eser aus der Pistole eines Hannoveraner SEK-Zivilfahnders hat am Wochenende auch in Hamburg zu heftigen Reaktionen linker Kurden und deutschen Sympathisanten geführt. Am Samstagnachmittag gegen 17 Uhr schleuderten Unbekannte mehrere Molotowcocktails auf die Fassaden der Polizeireviere 45 und 46 in Harburg sowie auf die Wache Kirchenallee. Es entstand Sachschaden. In der City wurde durch den Brandanschlag überdies ein Peterwagen beschädigt.

Im Zuge der sofort eingeleiteten Fahndung konnte die Polizei in Harburg einen 15jährigen Kurden festnehmen. „Augenzeugen haben ihn eindeutig erkannt“, so ein Polizeisprecher. Überdies seien bei ihm Branduntensilien sowie Flugblätter der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK gefunden worden.

Für Nervorsität sorgte gestern ein Transparent an der Fassade des Wohnprojekts „Hausgeist“ in der Ottenser Klausstraße. Aufschrift: „Polizei ermordet kurdischen Jungen - deutsche Polizei/türkische Armee dieselbe Mörderbande – es lebe die PKK!“ Ein Polizeisprecher erklärte gegenüber der taz, man werde vorerst nicht gegen das Spruchband vorgehen, weil dies womöglich nur Reaktionen auslöse, die man am Wochenende nicht haben wolle. Der Sprecher: „Wir fühlen uns nicht als Mörderbande.“

Bereits in der Nacht zum Samstag hatten 300 Menschen von der Roten Flora aus gegen den Todesschuß demonstriert. Auf dem Marsch zur Uni warfen einige vvon ihnen mehrere Scheiben ein – darunter bei „Wünsche-Film“, der am Schulterblatt über der Deutschen Bank residiert – und demolierten drei Polizeifahrzeuge. Überdies wurden Plakate der Kurdischen Befreiungsfront ERNK verklebt, die gleiche Aktion, bei der Ayhan Eser erschossen wurde. Peter Müller