Bauwagen-“Pestbeulen“ als offensives Hindernis

■ Disput zwischen Altonaer Bezirksfraktionen und Sprinkenhof AG um „Felidae“

Kommt es in Ottensen zu einer neuen Machtprobe um die Bauwagenplätze? Die stadtstaatliche Sprinkenhof AG hat den 50 BewohnerInnen des Platzes an der Behringstraße für heute morgen acht Uhr ein Räumungsultimatum gestellt. Die Rot-Grüne Bezirkskoalition weist dieses Begehren zurück. Die BewohnerInnen der Wagenburg „Felidae“ auch: „Wir bleiben solange, bis uns die Stadt einen Alternativplatz genannt hat.“

Der Bundestagswahlkampf hat begonnen, und so machte sich jüngst Altonas CDU-Direktkandidat Eckard van Hooven auf, seinen Wahlkreis zu inspizieren. Die bunten Völkchen in ihren ebenso bunten Behausungen sollen ihn - zu wird überliefert - zu dem Vergleich „Pestbeulen“ animiert haben. Fast zeitgleich begann die Sprinkenhof AG (Chef: CDU-Hardliner Karl-Heinz Ehlers) damit, sich einer dieser „Beulen“ zu entledigen und übergab den „Felidae“-Leuten eine Verfügung, in der zum Verlassen des Platzes aufgefordert und als Alternative der „Parkplatz braun“ im Volkspark angeboten wird. Grund: Man will mit der Bebauung der Fläche an der Behringstraße beginnen .

Unter den Bezirksfraktionen hat das Ultimatum Verwunderung ausgelöst. „Aus unserer Kenntnis betreffend den Bauausschuß wissen wir, daß Sie bis heute keinen Bauantrag/Abrißantrag gestellt haben“, heißt es in einem gemeinsamen SPD/GAL-Brief an die Sprinkenhof AG. Doch Ehlers kontert: „Der Bezirk kennt seine Akten nicht!“ Laut Sprinkenhof gibt es eine entsprechende Genehmigung. Ehlers: „Und mit dem Abriß einer ungenutzten Halle soll nun begonnen werden.“ Denn für das Bauvorhaben – nach taz-Informationen soll ein Gewerbehof entstehen – werden EU-Mittel in Anspruch genommen. Ehlers: „Deswegen müssen unbedingt Fristen eingehalten werden.“

Für die BewohnerInnen ist der „Parkplatz braun“ keine Alternative: „Dort ist nur Platz für 20 Wagen, es gibt nur eine Dusche und zwei Toiletten.“ Ein Sprecher: „Es muß ein Ausweichplatz her. Die Sprinkenhof verfügt über viele Gelände.“ Die „Felidae“-Leute wären sogar bereit, einer Aufteilung auf verschiedene Plätze zuzustimmen. Mögliche Quartiere: Thede-, Chemnitz- und Altonaer Straße oder der Kemal Altun-Platz.

Über das Vorgehen sind die BewohnerInnen vergrätzt. „Wir sind drei Jahre hier und sollen innerhalb weniger Tage den Platz räumen.“ Sie bestreiten die Sprinkenhof-Version, daß es schon vorher Räumungsaufforderungen gegeben hat. Ein Bewohner fügt hinzu: „Notfalls bleiben wir mit den 50 Wagen mitten auf der Straße und ziehen alle drei Tage ein Stück weiter, als offensives Hindernis – das gibt ein Chaos.“ Kai v. Appen