Der Trommler und der Elektriker

■ Jazz heute abend: Joe Zawinul & Trilok Gurtu versuchen ein spannendes Duo

Was werden die beiden sich wohl zu erzählen haben? In einem Jazzduo können sich die Musiker wohl am wenigsten hinter der Technik und den Noten verstecken. Ohne eine „intensive menschliche Beziehung“ fehlt eine „Grundvoraussetzung des improvisatorischen Duo-Spiels“, schreibt Joachim Ernst Berendt vielleicht etwas pathetisch, aber deswegen nicht weniger richtig.

Zwischen dem indischen Percussionisten Trilok Gurtu und dem österreichischen Keyboarder Joe Zawinul gibt es nun so auffällige Kontraste, daß ihre Beziehung zueinander, wenn nicht intensiv, so doch sicherlich äußerst spannend sein muß. Der Zeitpunkt hat seine Pointe: Während Gurtu sich zur Zeit auf dem Weg zum Zenit seiner Karriere befindet (als Percussionst bei Orgeon und John McLaughlin sowie mit einem eigenen Trio), ging es mit Zawinul stetig bergab, seit Wayne Shorter diegemeinsame Band „Weather Report“ verließ. In Soloprojekten oder verschiedenen Formationen wie dem „Zawinul Syndicate“ spielte er immer verbissener den elektronischen Hexenmeister und trotzdem klang alles wie schonmal dagewesen. Auf dem Abschiedskonzert von Miles Davis in Paris '91 bewies er aber mit einer wunderschönen Interpretation von „In a Silent Way“, daß er im günstigen Rahmen, also nicht als alleinregierender Bandleader, noch sehr inspiriert und funky spielen kann.

Auch auf Trilok Gurtus neuester CD „Crazy Saints“ ist ein Zawinul zu hören, der zugleich disziplinierter und spielfreudiger klingt als bei seinen eigenen Produktionen. So könnte dieses Duo für Zawinul einen Weg aus der Sackgasse weisen und Gurtu durch die Reibung mit dem alten Meister zu neuen Höchstleistungen auf Tabla, Schlagzeug, indischen Glocken, afrikanischen Rasseln und und einem Plastikeimer voller Wasser treiben.

Von beiden Künstern war übrigens vor kurzem etwas im Kito zu hören: Gurtu bei einem begeisternden Konzert seiner Trios und Zawinuls bekannteste Komposition „Mercy, Mercy, Mercy,“ vom Nat Adderley Quintett als Zugabe gespielt. Willy Taub

Kito heute abend um 20 Uhr