Waffenruhe verletzt

■ USA: Bosnien-Waffenembargo bleibt

Sarajevo (AFP/dpa/taz) – Militärisch zumindest bleibt alles offen: Nach UN-Angaben konnten die bosnischen Serben am Wochenende den größten Teil der gerade an die Regierungstruppen verlorenen Gebiete zurückgewinnen. Beobachter berichteten von serbischen Offensiven um den Berg Ozren in Mittelbosnien sowie im Norden der Republik. Im Westen gingen die Kämpfe um die Enklave Bihać weiter. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks konnten Regierungstruppen die Milizen des Ex-Präsidiumsmitgliedes Fikret Abdić weiter zurückdrängen.

Im US-Senat ist am Freitag abend nur knapp der Versuch gescheitert, US-Präsident Bill Clinton zu einer einseitigen Aufhebung des Waffenembargos gegen die bosnische Regierung zu zwingen. Der Antrag des Republikaners Robert Dole wurde mit 50 gegen 50 Stimmen abgelehnt. Immerhin forderten die Senatoren ihre Regierung auf, sich weiter für eine Friedenslösung einzusetzen. Dabei solle gemeinsam mit den Verbündeten eine Aufhebung des Waffenembargos erreicht werden. Das Embargo war 1991 von der UNO gegen alle ex-jugoslawischen Republiken verhängt worden. Das Weiße Haus begüßte unterdessen die Entscheidung des Senats. „Dies ist eine Bestätigung der Bosnien-Politik des Präsidenten“, sagte Sprecherin Dee Dee Myers.

Die Angriffe gegen UN-Blauhelme erreichten derweil in der letzten Woche ihren höchsten Stand seit vier Monaten. Insgesamt seien UN-Soldaten 39mal beschossen oder anderweitig behindert worden, berichtete UN-Sprecher Eric Chaperon. Am gleichen Tag traten 1040 bosnische Flüchtlingskinder, die anderthalb Jahre in Libyen gelebt hatten, per Schiff ihre Heimreise an. Zuvor hatte der bosnische Botschafter in Libyen nach Berichten der libyschen Nachrichtenagentur JANA versichert, die derzeitige Lage erlaube die Rückkehr. Die Kinder sind im Alter von fünf bis 15 Jahren und waren im Januar 1993 nach Libyen gebracht worden.