Effizienz-Check in der Amtsstube

■ Consultingprofi Roland Berger soll die Wirtschafts- und die Innenbehörde aufmischen / Strom- und Hafenbau ausgenommen

Noch 1994 sollen sie vorliegen, die „Rahmenkonzepte“ zur Neustrukturierung von Wirtschafts- und Innenbehörde, welche die Unternehmensberatungsfirma Roland Berger derzeit im Auftrag des Senats entwickelt. Mit diesen beiden Modellprojekten soll eine klammheimliche Revolution der Hamburger Verwaltung auf den Weg gebracht werden.

Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus verkündete seinen MitarbeiterInnen per Brief, das „Dienstleistungsunternehmen Wirtschaftsbehörde“ werde „Qualität, Effizienz, Flexibilität und schnelle Aufgabenerfüllung“ unter den auf lange Sicht anhaltenden Sparvorgaben nur dann erbringen können, wenn der Aparat grundlegend modernisiert werde. Auf dem Prüfstand: Hierarchieabbau, Out-Sourcing (Verlagerung von Aufgaben nach außen, Teilprivatisierung), verstärkter EDV-Einsatz, Optimierung der Arbeitsabläufe. Roland Berger gilt in Fachkreisen längst nicht mehr als knüppelharter Kostenminimierer, dem es allein um die Vernichtung staatlicher Arbeitsplätze geht, sondern als Ideenspender, der verkrustete Strukturen aufbrechen kann.

Der Senat, der einen derartigen Behörden-Check bereits in seinem Kooperationsvertrag festschrieb, hätte, so meinen Insider, eigentlich zuerst die beiden wirklichen Problembehörden, die aufgeblähte Behörde für Arbeit, Gesundheit, Jugend und Soziales und die Baubehörde zur Berger-Kur schicken müssen. Andererseits, so erfuhr die taz aus Senatskreisen, habe man den Test schließlich auch nur bei solchen Behörden starten können, bei denen Aussicht auf Erfolg bestehe und die Senatoren Engagement und Unterstützung versprachen.

Roland Berger setzt auf enge Zusammenarbeit mit dem Behördenvolk: Ein eigenes Gremium von Beratern und Behördenmenschen soll den Check kontrollierend und anregend begleiten. Die Consulter lassen dabei aus Effizienzgründen das mächtige Amt für Strom- und Hafenbau (2000 Mitarbeiter) außen vor: Nur so könne man noch 1994 zu wirklichen Ergebnissen kommen. Die GAL geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie wird in den kommenden Haushaltsberatungen vorschlagen, das Amt für Strom- und Hafenbau zu privatisieren.

Florian Marten

(Siehe Kommentar Seite 17)