Die Politik des A-capella-Singens

■ Zwischen Sozialarbeit und Soulmusik: „Four the Moment“, eine A-Capella-Gruppe aus Kanada, ist erstmals auf Tournee in Europa/ Heute abend zu Gast beim Festival „Women in (E)motion“

Mit einem bewegenden Konzert eröffnete das kanadische a cappella-Quartett „Four the Moment“ die diesjährige „Women in (E)motion“-Reihe. Schon mit dem ersten Lied hatten die vier Frauen aus Neuschottland die ZuhörerInnen in der gut besuchten Schauburg gewonnen. Das lag nicht nur an ihren Gesangskünsten. Denn Delvina und Kim Bernard, Andrea Currie und Anne Marie Woods haben auch etwas mitzuteilen oder besser zu erzählen.

„Unsere Inspiration sind Alltagsprobleme, von Schwarzen, Frauen und Kindern in Kanada. Wir greifen die Themen auf, die uns berühren. Damit setzen wir auch die afrikanische Tradition der Griots fort, die mit unseren als Sklaven verschleppten Vorfahren nach Nordamerika kam und im Blues und Gospel weitergetragen wurde. In dieser Tradition bildet das Alltagsleben der Menschen den Hauptinhalt der Musik“, sagt Delvina Bernard, Schreiberin der meisten Eigenkompositionen.

Dieses Eingebundensein in eine Community, das Aufgreifen von eigenen Erfahrungen merkt frau den Songs und dem Auftreten der Gruppe an. Und das macht sicher einen Großteil ihrer starken Ausstrahlung aus. Alle vier sind weiterhin in ihren Berufen aktiv und verstehen ihre Musik als einen Teil ihrer Arbeit. Sie arbeiten in Selbsthilfe- und Erziehungsprojekten und aus diesem Zusammenhang entstehen ihre Songs.

Diese handeln von geschlagenen Frauen, dem alltäglichen Rassismus, den Folgen von Aids, aber auch vom Widerstand, von den Erfolgen und den Sehnsüchten der Betroffenen. Aber ihre Lieder sind weder larmoyante Klagegesänge noch politische Reden in Reimform. Musikalisch zwischen Gospel und souligem Doo-Woop angesiedelt, ab und an mit afrikanischen Melodien vermischt, singen „Four the Moment“ vom Leben, wie es ist und wie es sein könnte. Mal traurig, mal ausgelassen, aber fast immer ergreifend, lehrreich und zugleich politisch engagiert in einer ganz unverbissenen und sehr warmherzigen Art.

So finden die vier Sängerinnen, für die der Bremer Auftritt ihr Europa-Debüt war, in Kanada ihr Publikum nicht nur in den Black Communities oder unter sozialen und politischen AktivistInnen. Besonders freuen sie sich darüber, daß auch Jugendliche und Kinder zu ihren Konzerten kommen, erzählt Kim Bernard. „Oft ist es so, daß Eltern ihre Kinder begleiten, die zu unseren Auftritten wollen.“ Dem wollen sie zukünftig musikalisch etwas mehr Rechnung tragen. Am Montag hatten sie einen Titel im Programm bei dem sie zu einem funkigem Groove vom Band auch eine Rap-Einlage brachten.

Die ZuhörerInnen feierten das Quartett enthusiastisch; sie bekamen nicht nur bewegende Lieder zu hören, viele haben sicher auch eine Menge Neues über Schwarzsein und Frausein in Kanada erfahren.

Farina „Four the Moment“ treten heute abend um 20 Uhr im KIT0 auf