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Hausapotheke als Aids-Prophylaxe?

■ Berliner Aids-Hilfe: Desinfektionsmittel nicht ausreichend

Als „halben Schritt in die richtige Richtung“ hat der Referatsleiter für Strafvollzug der Berliner Aids-Hilfe, Michael Marwitz, die Vergabe von Desinfektionsmitteln an die rund 4.000 Insassen der Berliner Justizvollzugsanstalten bezeichnet.

Am Montag hatte die SPD-Justizsenatorin Peschel-Gutzeit die Ausgabe von Desinfektionsmitteln an Strafgefangene angekündigt. Dieses Mittel sei, so meinte sie, auch zur Desinfektion von Spritzen geeignet und mindere unter anderem das HIV-Ansteckungsrisiko.

Nach Auffassung des Referatsleiters erkenne die Justizverwaltung damit immerhin das Problem des Spritzen-Sharings und die damit verbundenen Risiken der HIV-Infektion an. Allerdings bezeichnete er diese Maßnahme als keineswegs ausreichend, weil die Gefangenen die durch Dauergebrauch verrotteten „Stationspumpen“ kaum sterilisieren können. Mit derartigen Lösungsmitteln lasse sich seiner Auffassung nach nur eine Reduzierung der HIV-Erreger bewirken.

Marwitz schlug vor, Spritzenaustauschautomaten in den Gefängnissen einzuführen. Derartige Automaten hätten sich in dänischen Strafanstalten bewährt. Nur gegen Einwurf einer benutzten Einwegspritze würde dabei eine neue ausgegeben.

Bernd Köppl, der gesundheitspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, sieht hingegen in der Ausgabe von Desinfektionsmitteln eine Täuschung der Gefangenen über ihre gesundheitlichen Risiken und bezeichnete diese Maßnahme der Justizsenatorin Peschel-Gutzeit als unverantwortlich.

„Ich halte es aus medizinischen und ethischen Erwägungen heraus für nicht vertretbar, daß die Justizsenatorin die Spritzenausgabe, eine inzwischen anerkannte Präventionsmaßnahme zur Abwehr von Aids-Infektionen, die man der übrigen Bevölkerung zugesteht, Gefangenen nicht gewährt wird“, sagte Köppl. Peter Lerch

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