Werwölfe enttarnt

■ USA und Rußland wollen bei Verbrechensbekämpfung kooperieren

Moskau (taz) – Rechtzeitig zum Besuch des FBI-Direktors Luis Freeh hat sich der russische Gegenspionagedienst (früher KGB) nicht lumpen lassen und die Öffentlichkeit mit Nachrichten über seine Erfolge erfreut. Dazu gehört die Verhinderung faschistischer Brandanschläge auf all diejenigen russischen Kinos, die den Film „Schindlers Liste“ zeigen wollten.

Wenige Stunden bevor Freeh in Moskau ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens unterzeichnete, meldete die Miliz die Befreiung eines acht Monate altes Mädchens, das über einen Monat lang als Geisel festgehalten worden war. Zeitlich gezielt plaziert war offenbar auch der Bericht des Ex-KGB über die Aufdeckung der faschistischen Terrororganisation mit dem deutschen Namen „Werwolf“. Das russische Fernsehen zeigte die Verhaftung von Mitgliedern der Organisation ohne Hinweis darauf, wann sie stattgefunden hatte. Auch über den Umfang der Organisation, die sich als privater Wachdienst tarnte, gab es keine Angaben. Der Pressedienst äußerte sich nur zum Programm der Werwölfe. Als „Objekte physischer Vernichtung“ werden darin alle „Träger fremder Ideologien“ bezeichnet, als da sind: Juden, Kommunisten, Demokraten, Christen und sogar „Nationalpatrioten“. Bisher konnten der Gruppe ein Brandanschlag auf einen Sportkomplex, ein Überfall auf ein Kloster und zwei Morde nachgewiesen werden.

Die für Dienstag geplante Eröffnung eines FBI-Büros in Moskau wurde „wegen verwaltungstechnischer Schwierigkeiten“ zunächst verschoben. Inoffiziell hieß es jedoch, Rußland habe Vorbehalte gegen eine reguläre FBI- Vertretung und wolle den USA lediglich erlauben, zwei oder drei Agenten im Range von Diplomaten zu entsenden. Ein Vertreter Präsident Jelzins betonte, den russischen Sicherheitsbehörden stünden Beziehungen auf „paritätischer und symmetrischer Grundlage“ mit dem FBI zu. Entgegenkommend versprach Freeh die Eröffnung eines Büros des Gegenspionagedienstes in Washington. Barbara Kerneck